Düsseldorf. NRW-Gesundheitsminister setzt auf mobile Teams, um in schwierigen Milieus zu impfen. Die Opposition hält das für kurzsichtig.
Landesregierung und Opposition streiten über die Zukunft der kommunalen Impfzentren in Nordrhein-Westfalen. SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty warnte am Mittwoch im Landtag davor, die Finanzierung der Einrichtungen zum 30. September auslaufen zu lassen. Die Impfzentren würden noch benötigt, um in der vielleicht entscheidenden Phase der Pandemie Menschen zu schützen, die sonst keinen Zugang zum Gesundheitssystem hätten. Hintergrund: Erfahrungen in Ländern wie Großbritannien zeigen, dass nur eine sehr hohe Bevölkerungsquote mit doppeltem Impfschutz vor der aggressiven Delta-Variante des Virus die vierte Infektionswelle eindämmen kann.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) setzt dagegen auf mobile Impfteams, um direkt in sozialen Brennpunkten oder in Quartieren von Saisonarbeiten Spritzen setzen zu lassen. „Ich bin sehr optimistisch, dass wir bis Ende Juli allen Impfwilligen ein Impfangebot machen können“, sagte Laumann im Landtag. Vor allem in schwierigen Vierteln könne es hilfreich sein, das Vakzin von Johnson & Johnson zu verimpfen, das nur einmal gespritzt werden muss.
Gesundheitsminister sieht noch Vorteile im Wettlauf mit Delta-Variante
Laumann sieht NRW aktuell im Impf-Wettlauf mit der Delta-Variante noch im Vorteil. Abzüglich der Kinder unter zwölf Jahren, die noch nicht geimpft werden dürfen, seien bereits 44 Prozent der NRW-Bürger vollständig geschützt. Allerdings sind es in Großbritannien bereits insgesamt über 50 Prozent, und dennoch sind die Corona-Neuinfektionen wieder sprunghaft angestiegen.
SPD und Grüne warfen der Landesregierung vor, die Gefahren der Delta-Variante kleinzureden und die Pandemie bereits für beendet zu erklären. Sie verweisen auf die jüngste Aussage von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), Corona-Expertenrat der Staatskanzlei könne aufgelöst werden, „weil alles, was wir wissen müssen, wir wissen“. Auch die Schulen würde noch immer nicht konsequent mit Luftfiltern ausgestattet, monierte Rot-Grün.
Niemand weiß, ob Impfungen irgendwann nicht mehr wirken
Laumann trat dem Eindruck der Entspannung entgegen und verwies auf möglicherweise gefährliche Virus-Mutanten im weiteren Verlauf der Pandemie: „Es kann niemand wissen, ob es nicht doch eine Variante geben wird, bei der die jetzigen Impfstoffe nicht mehr gut wirken.“