Essen. Noch sind Schulen und Kitas zu: In NRW ist das Interesse am erweiterten Kinderkrankengeld deshalb hoch, sagen große Krankenkassen.

Bis Kitas und Schulen in NRW ab dem 22. Februar wieder schrittweise öffnen, müssen Eltern die Betreuung ihrer Kinder weiter zu Hause organisieren. Dazu fragen sie nach Angaben der großen Krankenkassen in NRW mit hohem Interesse das erweiterte Kinderkrankengeld nach. Wie aus ersten Daten größerer Versicherungen hervorgeht, haben im Januar zahlreiche Eltern in NRW entweder bereits einen Antrag auf Kinderkrankengeld gestellt oder wollen dies noch tun.

So berichtet die AOK Nordwest, dass in Westfalen rund 2800 berufstätige Eltern das Krankengeld beanspruchen wollen, das die Bundesregierung jüngst ausgeweitet und das auch im Fall einer pandemiebedingten Kita- oder Schulschließung beantragt werden kann. Auch die AOK Rheinland/Hamburg berichtet von einer Vielzahl von täglichen Anfragen und neuen Anträgen auf das erweiterte Kinderkrankengeld, ohne konkrete Zahlen nennen zu können.

Bei der Techniker Krankenkasse in NRW sind im Januar rund 1.500 Anträge eingegangen. Das große Interesse der Eltern an dieser Leistung zeigt sich laut Techniker aber vor allem im starken Anstieg der Anfragen: Bundesweit seien dazu im Januar über 30.000 Anrufe eingegangen. Zum Vergleich: Im Dezember 2020 meldeten sich 4.500 Anrufer zum Kinderkrankengeld. Die TK ist mit mehr als 2,6 Millionen Versicherten allein in NRW die größte Kasse Deutschlands.

Kinderpflege-Krankengeld beträgt 90 Prozent des Nettolohns

Eltern seien durch die Kita- und Schulschließungen im zweiten Lockdown besonders belastet, sagte der TK-Vorstandsvorsitzende Jens Baas. „Deshalb ist es richtig und wichtig, dass sie durch das Kinderkrankengeld in dieser herausfordernden Zeit unterstützt werden.“

Eltern können 2021 je gesetzlich krankenversichertem Kind 20 statt bislang zehn Arbeitstage Kinderkrankengeld beantragen, das 90 Prozent des Nettolohns beträgt. Mit der neuen Regel können sie diese Leistung auch beziehen, wenn ihr Kind pandemiebedingt zu Hause betreut werden muss. Der Anspruch ist aber daran geknüpft, dass das Kind das zwölfte Lebensjahr noch nicht vollendet hat. In NRW erhalten auch Landesbeamte zur Kinderbetreuung mehr Sonderurlaubstage, privatversicherte berufstätige Eltern werden per Hilfsprogramm unterstützt.

Erster Lockdown: 80 Prozent weniger Anträge auf Kinderkrankengeld

In der Phase des ersten Lockdowns sind die Anträge auf Kinderkrankengeld laut AOK Nordwest um fast 80 Prozent zurückgegangen. Erst mit den einsetzenden Lockerungen und der Rückkehr an den Arbeitsplatz sowie der Öffnung der Schulen und Kindertagesstätten im Juni seien die Fallzahlen vor den Sommerferien wieder angestiegen.

Elternvertreter indes berichten von anderen Rückmeldungen zum Kinderkrankengeld. Bei einer nicht repräsentativen Umfrage unter Alleinerziehenden in NRW etwa sei fast einhellig zurückgemeldet worden, dass Eltern ihren Anspruch nicht geltend machen, erklärt der Verband alleinerziehender Mütter und Väter. Die Sorge, den Job zu verlieren sei zu groß, die finanziellen Einbußen zudem kritisch. Werden vom Kinderkrankengeld noch Beiträge zur Sozialversicherung abgezogen, bleibe am Ende vielfach zu wenig, um laufenden Kosten zu decken.