Krachende Niederlage für Steinbrück in seinem Wahlkreis
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Mettmann.. Ein bitterer Abend für den SPD-Spitzenkandidaten Peer Steinbrück. Im Bund gelingt ihm nur ein mäßiges Ergebnis, und in seinem Wahlkreis in Mettmann hat der SPD-Mann keine Chance gegen seine Konkurrentin von der CDU. Michaela Noll kratzt sogar an der absoluten Mehrheit.
Peer Steinbrück ist an diesem Wahlabend gleich von zwei Frauen geschlagen worden. Die zweite heißt Michaela Noll, ist wie Angela Merkel in der CDU und trägt zu ihrem Triumphzug ein Kleid, das so knallrot ist wie die Parteifarbe ihres Gegners: Diese Frau hat den Wahlkreis des SPD-Kanzlerkandidaten direkt geholt; in Mettmann I kratzt sie an der absoluten Mehrheit.
„Ich setze auf Heimat, er will ganz Deutschland“, hat die 53-Jährige gern gesagt, es war ein wichtiges Argument im Wahlkampf. Sie, die Juristin aus Haan, setzte auf Bürgernähe, wo Steinbrück dem Bürger selten nahe war. Sie wartete gesellig am Bistrotisch auf ihn, bis er mit Bodyguards und schwarzer Limousine zu Kurzbesuchen anreiste. Denn Steinbrück wohnt ja gar nicht in Mettmann, der kommt aus Bonn.
Den Wahlkreis 104 übernahm er vor der Bundestagswahl 2009 – weil er gebeten wurde, sagt er. Um ihn zu versorgen, sagen Andere. Michaela Noll aber war, gewissermaßen, immer schon da. Und sie ist es auch an diesem Abend im Kreishaus von Mettmann, strahlend und sichtlich erleichtert. Peer Steinbrück ist in Berlin.
Die Leute fragten: „Kümmert sich Steinbrück überhaupt um uns?“
„Da gehört er ja auch hin“, sagen seine Genossen, die mal wieder tapfer die Stellung halten für den Chef. Natürlich hätten sie ihn gern häufiger hier gehabt im Wahlkampf, „im persönlichen Kontakt hat er immer sehr gewonnen“, sagt Ulrike Haase aus dem Kreisvorstand. Aber die SPD vor Ort weiß auch, dass ihr Spitzenmann „die ganze Republik bespielen muss, der kann nicht überall sein“. Es hat bloß immer wieder Leute gegeben an den Infoständen, die gefragt haben: „Kümmert der sich überhaupt um uns?“
Peer Steinbrück in Gelsenkirchen
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Trotzdem sei die Sache auch für sie keine einfache gewesen, sagt Michaela Noll, seit drei Jahren auch Parlamentarische Geschäftsführerin der Unions-Fraktion im Bundestag. Dieser Wettstreit ums Mandat war schon ihr vierter, nur „gegen einen solchen Gegenkandidaten, mit dieser Strahlkraft, das war eine andere Dimension – und sicher der anstrengendste Wahlkampf“. Aber auch der erfolgreichste: 49,5 Prozent hat Noll in den sechs südlichen Städten des Kreises geholt, das sind noch einmal fünf Punkte mehr als vor vier Jahren, als Steinbrück noch Finanzminister war. Der legt einen knappen Prozentpunkt zu, landet bei 34,6.
Womit er den Wahlkreis zum zweiten Mal deutlich nicht gewinnen kann. Und noch etwas hat Peer Steinbrück, SPD, an diesem Abend verloren: eine Wette. Ein paar gute Flaschen Weißwein hatte er gesetzt, dass Rot-Grün – und damit er – an die Macht kommt. Gegen eine Frau: Michaela Noll von der CDU
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