Berlin. Der Frauentag macht uns bewusst: Echte Gleichberechtigung ist fern – auch wegen der Pandemie. Es müssen endlich schärfere Gesetze her.

Wenn wir wegen des Internationalen Frauentags am 8. März auf die Lebenssituation von gut 50 Prozent der Menschheit schauen, dann fällt auf: Es hat sich im Vergleich zum Vorjahr sehr viel geändert. Zum Schlechten, aber auch zum Guten.

Mit der Corona-Pandemie ist das Leben der meisten Frauen belastender, komplexer und auf eine beunruhigende Art wieder einfacher geworden. Durch den Lockdown wurden Schulen und Kindergärten geschlossen, konnten Pflegekräfte, Haushaltshilfen und Großeltern nicht mehr regelmäßig aushelfen. Wer hat übernommen? Die Frau selbst.

Viele Frauen fielen in Rollenmuster zurück, die sie längst hinter sich glaubten. Sie arbeitet, kümmert sich und putzt, er geht ins Büro. Doch nicht alles, was die Corona-Pandemie gebracht hat, ist schlecht. Im Grunde wirkt Corona für das Leben der Frauen im Jahr 2021 wie das viel beschworene Brennglas, das die Ungerechtigkeiten und Chancen grell erleuchtet, dass es in den Augen brennt.

Die Corona-Krise bringt Ungerechtigkeiten und Chancen mit sich

Diana Zinkler hinterfragt die Risiken und Chancen, die die Pandemie für Frauen mitbringt.
Diana Zinkler hinterfragt die Risiken und Chancen, die die Pandemie für Frauen mitbringt. © Krauthoefer

Zu den Ungerechtigkeiten: Viele Studien haben belegt, dass die sogenannte Care-Arbeit rund um Haushalt und Pflege der Kinder und Eltern zurück in die Hände der Frauen gefallen ist. Im Zuge dessen haben sie ihre Arbeitszeit gekürzt, verloren ihre Jobs wegen Corona, mussten in Kurzarbeit gehen.

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In vielen Fällen gibt es noch „den Versorger“ (den Mann), der diesen Umstand ausgleichen konnte. Die Risiken dieses Vertrauens: Teilzeitfalle, weniger Sichtbarkeit im Job, weniger Karriere, aber vor allem weniger Geld auf dem Konto und in der Rente. Wenn der Mann sich in eine andere verliebt und geht, dann droht die Altersarmut.

Zu den Chancen: Durch die Pandemie wurde vielen Arbeitgebern und leider immer noch weniger Arbeitgeberinnen in Deutschland eine Flexibilität aufgezwungen, die es vorher nicht gab. Diese flexiblen Regelungen von Homeoffice, digitaler Arbeit und flexibler Arbeitszeit sollten sich Frauen sichern und nie wieder abgeben.

Internationaler Frauentag- 5 wissenswerte Fakten

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    Karriere? Für die meisten Frauen noch Fehlanzeige

    2020 und 2021 haben insofern auch viel für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie getan. Jetzt muss nur noch die Karriere dazukommen. Die ist leider bisher für die meisten Frauen ausgeblieben. Dort, wo viele gern wären, sitzen immer noch in Mehrheit weiße Männer. Sorry, aber statistisch gesehen ist es so.

    Frauen kommen in etwa so häufig in Führungspositionen vor wie Menschen mit Migrationshintergrund. Oder wie heißt es im Bericht der Allbright Stiftung von 2017: In Vorständen börsennotierter Dax-Unternehmen sitzen mehr Männer mit dem Vornamen Thomas oder Michael als Frauen insgesamt. Ein Funfact, der wie ein Magenbitter nach zu viel Sekt und Wein schmeckt.

    Lesen Sie auch:Karriere: Die sieben Fallen für Frauen auf dem Weg nach oben

    Führungspositionen müssen 1:1 mit Männern und Frauen besetzt sein

    Die Bundesregierung arbeitet an einem Gesetz, das künftig auch Frauen in Vorständen vorschreibt, das Führungspositionengesetz II. Immerhin. Doch das Verhältnis muss größer sein als bisher angedacht. Es kann nicht reichen, dass künftig dort eine Frau auf drei Männer trifft.

    Es müssen zwei Frauen zwei Männern gegenübersitzen. Erst dann ist sie nicht mehr in der Minderheit und wird auch erst dann nicht mehr – und das ist wissenschaftlich belegt – mit ihren Meinungen und Äußerungen wie eine Minderheit behandelt.

    Stellen dürfen nicht mehr unter Männern ausgedealt werden

    Jeder Personaler sollte künftig begründen müssen, warum er keine Frau für einen Führungsjob gefunden hat. Und jede Stelle muss öffentlich ausgeschrieben werden, damit auch jede Frau davon hört und sie nicht unter Männern im Männerbund ausgedealt wird.

    2020 und 2021 haben gezeigt, wie viel für die Frauen noch drin ist. Schön, dass die Bundesfamilienministerin sich am Freitag auch zum Frauentag geäußert hat. Es gibt nämlich noch viel zu tun: Mit einer Reform des Elterngeldes und des Ehegattensplittings, die beide dafür sorgen, dass eher die Frauen zu Hause bleiben, kann sie gleich anfangen.