Straßburg..
Der Europarat und das Europaparlament haben an die USA appelliert, den zum Tod verurteilten Troy Davis zu begnadigen. Es gebe „ernste Zweifel“ an der Schuld des Verurteilten, die Todesstrafe sei grausam und unmenschlich. Davis soll am Mittwoch hingerichtet werden.
Wenige Stunden vor der geplanten Hinrichtung des Afroamerikaners Troy Davis haben der Europarat und das Europaparlament an die USA appelliert, den 42-Jährigen am Leben zu lassen. Es gebe „ernste Zweifel“ an der Schuld des Verurteilten, gab der Generalsekretär des Europarats, Thorbjorn Jagland, zu bedenken. Im Namen des Europarats appellierte der Norweger an die zuständigen US-Behörden, „einen Weg zu finden, um Troy Davis das Leben zu retten“.
Für die Todesstrafe gebe es keine Rechtfertigung, betonte der Präsident des Europaparlaments, Jerzy Buzek. Sie bleibe immer eine „grausame und unmenschliche“ Strafe. „Wir Europäer glauben, dass kein Grund ausreichen kann, Troy Davis zum Tode zu verurteilen.“ Der Europarat hat den Kampf gegen die Todesstrafe zu einer seiner Prioritäten erklärt. Bis auf Russland haben alle 47 Europaratsländer die Todesstrafe abgeschafft. Moskau hält aber seit seiner Aufnahme in die Länderorganisation 1996 ein Moratorium für Hinrichtungen ein.
Die Hinrichtung des 42-Jährigen per Giftspritze ist für Mittwoch (1 Uhr Donnerstag MESZ) im Gefängnis der Stadt Jackson im US-Bundesstaat Georgia vorgesehen. Am Dienstag hatte ein Gnadenausschuss von Georgia eine Begnadigung abgelehnt. Davis war 1991 wegen der Ermordung des weißen Polizisten Mark McPhail zum Tode verurteilt worden. Er beteuert bis heute seine Unschuld. Eine Tatwaffe, DNA-Spuren oder Fingerabdrücke, die auf ihn als Täter hingedeutet hätten, wurden nie gefunden. Der Fall gilt als einer der umstrittensten Justizfälle der USA. (afp)