Rom.. Pier Luigi Bersani zeigt sich gern mit einer dicken toskanischen Zigarre zwischen den Lippen. Dies ist eines seiner Markenzeichen, verleiht ihm etwas Staatsmännisches. Und dieses Bild dürfte ihm im Wahlkampf gut stehen: Bersani zieht als Spitzenkandidat der italienischen Linken in die Parlamentswahl im Frühling.
Das Votum ist klarer ausgefallen als erwartet: Mit gut 61 Prozent der Stimmen haben die Anhänger der italienischen Sozialdemokraten ihren Parteichef Pier Luigi Bersani in einer Vorwahl zum Spitzenkandidaten für die Parlamentswahl im März oder April gekürt.
Damit hat der 61-Jährige nach Stand aller Umfragen auch die größten Chancen, Nachfolger von Mario Monti als italienischer Regierungschef zu werden.
Bersanis 37-jähriger Herausforderer Matteo Renzi, Oberbürgermeister von Florenz, kam auf etwa 38 Prozent. An der Stichwahl beteiligten sich mit knapp drei Millionen Parteianhängern nur unwesentlich weniger als beim ersten Wahlgang vor einer Woche.
Bersani, Sohn eines Tankwarts aus dem oberitalienischen Piacenza, kam früh zur ultralinken Arbeiterbewegung und hat als Mitglied der Kommunistischen Partei alle deren Wandlungen bis hin zur heutigen Sozialdemokratie mitgemacht. Bersani, ein passionierter Zigarrenraucher, gilt vielen als Mann ohne Ausstrahlung und Charisma. Er führt seit drei Jahren die PD und seine Anhänger versichern, er habe durch beharrliche Arbeit hinter den Kulissen die chronisch zerstrittene Partei geeint und reformiert.
Berlusconi-Partei heillos zerstritten
Der Wahlkampf, den Italiens Sozialdemokraten mit der Kür Bersanis angestoßen haben, verläuft bisher sehr einseitig. Der Hauptgegner, die Partei Silvio Berlusconis, ist aufgrund ihres chaotischen Zustands vorerst weiterhin handlungsunfähig. Sie weiß noch nicht einmal, ob ihre für den 16. Dezember geplanten parteiinternen Vorwahlen stattfinden werden, oder ob Berlusconi mit einer eigenen Spitzenkandidatur alle innerparteilichen Gegner zur Seite schieben will. „Wir wissen nicht mehr, wer wir sind und wohin wir gehen“, sagt Berlusconis letzter Außenminister, Franco Frattini.