Düsseldorf. Jetzt steht fest, wann welches Kind in NRW wieder in die Kita darf. Der Familienminister weiß, dass er furchtbare Nachrichten für ganz viele hat.

Hunderttausende Eltern von Kita-Kindern in Nordrhein-Westfalen können bis zu den Sommerferien mit keinem verlässlichen Betreuungsangebot mehr rechnen. Das geht aus dem vorsichtigen Stufenplan der Landesregierung für die Kindertagesstätten in der Corona-Krise hervor, den NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) am Freitag vorgestellt hat.

„Wir müssen bei den Kleinen besonders behutsam vorgehen, weil sie das Abstandsgebot noch nicht einhalten können“, begründete Stamp das Vorgehen. Von kommenden Donnerstag (14. Mai) an dürfen zunächst nur sozial schwächer gestellte Vorschulkinder in die Einrichtungen kommen, die Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket beziehen. Dabei handelt es sich um rund 70.000 Sechsjährige in NRW, die nach den Sommerferien eingeschult werden. Außerdem können alle Kinder mit Behinderungen und Beeinträchtigungen zurück in die Kita-Betreuung. Stamp begründete dies damit, dass benachteiligte Kinder besonders unter den seit Wochen geschlossenen Einrichtungen litten.

Tagesmütter dürfen ab Mitte Mai wieder Zweijährige aufnehmen

Desweiteren können ab 14. Mai Tagesmütter wieder Zweijährige aufnehmen, da die Betreuungsgruppen zumeist klein sind. Frühpädagogische „Brückenprojekte“ sind ebenso wieder geöffnet wie unter strengen Auflagen auch private Betreuungsverbünde. Dort müssen allerdings Sozialkontakte penibel dokumentiert werden. Die bisherige Notbetreuung für Kinder von werktätigen Alleinerziehenden oder mit mindestens einem Elternteil, das in einem sogenannten systemrelevanten Beruf arbeitet, läuft weiter wie bisher.

Am 28. Mai will Stamp dann alle Vorschulkinder zurück in die Kitas holen, „damit sie vor der Einschulung vernünftig Abschied nehmen können von der Kita-Zeit“, so Stamp. Damit wären allerdings - alle Lockerungen zusammengenommen - immer noch nur etwa knapp die Hälfte der 700.000 Kinder in Kita und Tagespflege versorgt. Für die übrigen gibt es lediglich die Aussicht auf zwei Betreuungstage ab dem 10. Juni, damit sie Erzieherinnen und Einrichtung noch einmal vor den Sommerferien sehen. Alle Lockerungsschritte seien zudem von der Entwicklung des Infektionsgeschehens abhängig, betonte Stamp: „Ich weiß, dass das alles für viele Eltern furchtbar ist.“

Gewaltige Herausforderungen für Kita-Träger

Auf die Kita-Träger kommen gewaltige Herausforderungen zu, da rund 20 Prozent des ohnehin knappen pädagogischen Personals zur Risikogruppe zählt und nicht einsatzfähig sein dürfte. Selbst für September kann die Landesregierung zunächst nur „einen eingeschränkten Regelbetrieb“ als Ziel ausgeben. Der Verband „Bildung und Erziehung“ lobte die „die vorsichtige Vorgehensweise“ Stamps. Der Druck vieler Eltern sei verständlich, „aber Sicherheit geht vor Eile“.

Der Verband „Bildung und Erziehung“ lobte die „die vorsichtige Vorgehensweise“ Stamps. Der Druck vieler Eltern sei verständlich, „aber Sicherheit geht vor Eile“. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hielt dagegen schon die Ankündigung, dass im Juni möglichst alle Kinder zumindest tageweise wieder in die Kita gehen sollen, „zu diesem Zeitpunkt für verfrüht“. Zunächst müssten Infektionszahlen und Übertragungswege ausgewertet sein. SPD-Familienpolitiker Dennis Maelzer forderte die Landesregierung auf, die Kita-Beiträge komplett zu übernehmen, da es bis zu den Sommerferien keinen regulären Betreib mehr geben werde. Bislang hat das Land nur die Erstattung der Elternbeiträge für April und Mai zugesagt.