Essen. Nordrhein-Westfalen entwickelt sich zu einem Magneten für Ausländer. Mittlerweile knapp jeder zehnte NRW-Bürger hat keinen deutschen Pass. Die meisten kommen aus EU-Staaten, die Hälfte verfügt über einen hohen Bildungsabschluss.
Nordrhein-Westfalen ist für Ausländer ein Magnet. 1,6 Millionen Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft leben hier – ein Bevölkerungsanteil von 9,6 Prozent. Ihre Zahl ist seit 25 Jahren um 27,5 Prozent gestiegen.
Das Statistische Landesamt hat neue Ergebnisse der Volkszählung, des Zensus 2011, veröffentlicht. Danach wurden 1987 im Ruhrgebiet 401.288 Ausländer gezählt. Heute sind es 498.760 – 9,9 Prozent der gesamten Revierbevölkerung von fünf Millionen. Wichtig, gerade im Zusammenhang mit den Revierzahlen: Die Volkszählung erfasst die Zahl der Ausländer, nicht die der Zuwanderer. Denn ein großer Teil von diesen ist längst eingebürgert.
Viele Ausländer haben hohe Bildungsabschlüsse
Wo kommen die zugewanderten Ausländer her? Stefan Sievert vom Berlin-Institut für Bevölkerung: „Seit 1987 sind sehr viele Menschen nach Deutschland eingewandert. Ein großer Teil kommt aus der EU. Polen, Bulgaren und Rumänen sind dabei. In letzter Zeit auch viele aus den südlichen EU-Ländern“. Sie seien vom hohen Wohlstandsniveau bei uns gelockt worden. „40 bis 50 Prozent der länger hier bleibenden EU-Ausländer haben auch hohe Bildungsabschlüsse“, sagt Sievert.
So meldet die Universitätsstadt Münster einen auffallenden Ausländer-Zuwachs. Hier leben 21.170 Menschen ohne deutschen Pass – von 289.000 Einwohnern. Vor einem Vierteljahrhundert waren es gerade 10.825. Ein Plus von 95,6 Prozent.
Herausragend hohe Ausländeranteile verzeichnen das sauerländische Werdohl (17,7 Prozent) und die Gemeinden am unteren Niederrhein. Hier haben sich viele Niederländer angesiedelt – wegen der Jobs und der billigeren Grundstücke. Kranenburg weist einen Ausländeranteil von 28,9 Prozent auf. Im Kreis Kleve ist der Anteil mit 18,5 Prozent doppelt so hoch wie im Ruhrgebiet.
Auch im Ruhrgebiet leben mehr Ausländer
Doch ist auch in den Städten des Reviers ist die Zahl der Ausländer in den letzten 25 Jahren kräftig gestiegen. Die Daten aus Essen: 38.087 lebten hier Ende der 80er-Jahre. Heute sind es 55.490. Ein Zuwachs um 45,7 Prozent, der im Ruhrgebiet nur noch von Mülheim überholt wird. Während dort der Anteil der Einwohner mit deutschem Pass um 9,5 Prozent schrumpfte, stieg die Zahl der Ausländer um 55 Prozent auf 17.270. Das sind 10,3 Prozent der Bevölkerung.
Die anderen Revierkommunen: Oberhausen meldet einen Zuwachs von 40,9 Prozent, Duisburg von 16,8 Prozent auf 72.960 Bürger. Bochums ausländische Bevölkerung legte um 30,4 Prozent zu, Dortmunds um 41,3. Hagen und Herne sind mit zwischen 13 und 14 Prozent eher im unteren Zuwachsbereich.
Hamburg ist Spitzenreiter
Interessant sind die Zahlen aus Südwestfalen. Hier fallen große Schwankungen auf. So ist die ausländische Bevölkerung im Kreis Siegen-Wittgenstein um 19,1 Prozent gewachsen, aber im Kreis Olpe mit plus 34 Prozent deutlich über dem Landesschnitt.
Den höchsten Ausländeranteil der Bundesländer hat Hamburg; 12,4 Prozent. Es folgen Berlin (11,3), Hessen (11,1), Baden-Württemberg (10,8) und Bremen mit 10,8 Prozent. Auch die rheinischen Metropolen Köln und Düsseldorf haben mit 16 Prozent viele Ausländer in den Stadtgrenzen.