Düsseldorf. Der neue Ministerpräsident rennt mit seinem Ruf nach verpflichtenden Corona-Test für alle in Alten- und Pflegeheimen offene Türen ein.
Die Freie Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen hat den Vorstoß des neuen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU) für eine erweiterte Corona-Testpflicht in Alten- und Pflegeheimen begrüßt. Unabhängig vom Impfstatus von Personal und Bewohnern sei es wichtig, regelmäßige Reihentestungen durchzuführen, erklärte ein Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtpflege in NRW auf Anfrage unserer Redaktion. Bund und Länder müssten engmaschige Tests anordnen und finanzieren. Bislang müssen in NRW lediglich ungeimpfte Besucher, Bewohner und Mitarbeiter von Alten- und Pflegeheimen getestet werden.
Angesichts der wieder deutlich gestiegenen Infektionszahlen fürchtet die Pflege einen gefährlichen Corona-Winter. Die Berichte über Impfdurchbrüche bei Hochbetagten häufen sich. Laut Freier Wohlfahrtspflege seien vereinzelt sogar Heimbewohner nach bereits erfolgter Booster-Impfung infiziert worden und verstorben. Dies zeige die Notwendigkeit, das Corona-Virus gar nicht erst in die Einrichtungen gelangen zu lassen. Selbst geimpfte Mitarbeiter sollten deshalb regelmäßig getestet werden, um sie als Überträger des Virus auszuschließen.
Andere Bundesländer sind schon aktiv geworden
Ministerpräsident Wüst hatte sich am Mittwochabend in den „Tagessthemen“ erstmals für eine Testpflicht in Altenheimen ausgesprochen: „Ich fände das absolut richtig, dass sowas gemacht wird – jedenfalls für diejenigen, die keine Booster-Impfung in Anspruch nehmen.“ In NRW wurde das Pflegepersonal vollständig nur in der Frühphase der Pandemie verpflichtend getestet. Mit der Bereitstellung von Impfangeboten fiel diese Pflicht jedoch teilweise weg.
Skeptisch gesehen wird in der Branche die diskutierte Impfpflicht für das Pflegepersonal. In vielen NRW-Einrichtungen sind bis zu 95 Prozent der Mitarbeiter geimpft, in einigen wenigen aber auch nur etwa 50 Prozent. Experten gehen davon aus, dass eine Impfpflicht kontraproduktiv wirken könnte: Dringend benötigte Fachkräfte, die sich aus ganz unterschiedlichen Gründen nicht impfen lassen wollen, könnten ausfallen. Auch Ministerpräsident Wüst ließ erkennen, dass er nicht noch mehr Druck aufbauen wolle, sondern auf Überzeugung und Aufklärung setze.
Wüst hält an Ministerpräsidenten-Konferenz fest
Der neue NRW-Regierungschef will möglichst am nächsten Donnerstag als derzeitiger Vorsitzender der Ministerpräsidenten-Konferenz (MPK) seine Länderkollegen zu Corona-Beratungen zusammenrufen. Dabei soll eine Ausweitung der 3G-Regel (Geimpft, genesen, getestet) auf Betriebe ebenso diskutiert werden wie 2G-Vorgaben (geimpft, genesen) für den Freizeitbereich und der Berechtigtenkreis für Booster-Impfungen.
In NRW werden in knapp 3000 stationären Pflegeeinrichtungen rund 180 000 Bewohner betreut. Rund 190.000 Menschen werden darüber hinaus von ambulanten Pflegediensten zuhause versorgt.