Ein Pandemie-Jahr ließ NRW verstreichen, ohne den Ausbau der Radinfrastruktur zu beschleunigen. Dabei war der Zeitpunkt ideal. Ein Kommentar.

Brüssel, Berlin, Bogotá – weltweit haben einige Städte vorgemacht, wie die Krise zur Chance für eine entschlossenere Verkehrswende werden kann. Pop-up-Radwege und Rad-Schnellstraßen wurden aus dem Boden gestampft. Auto-Spuren mussten Radfahrenden weichen. Und im Revier?

Im Vorfeld der nordrhein-westfälischen Kommunalwahlen schrieben sich Politikerinnen und Politiker aller Couleur den Kampf gegen den Klimawandel auf die Fahnen. Dass zu diesem Kampf auch eine unverzügliche, konsequente Verkehrswende gehört, ist auf Landesebene sowie kommunaler Ebene noch nicht angekommen.

Städte (er-)finden viele Gründe, das Fahrrad nicht zu priorisieren

Das Pandemiejahr 2020 war eine Chance, den Ausbau der Radinfrastruktur in NRW zu beschleunigen – für eine konsequente Verkehrswende – kommentiert Verena Lörsch.
Das Pandemiejahr 2020 war eine Chance, den Ausbau der Radinfrastruktur in NRW zu beschleunigen – für eine konsequente Verkehrswende – kommentiert Verena Lörsch. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Städte (er-)finden viele Gründe, warum Radverkehr gerade nicht im Fokus ist – anstatt die in Pandemie-Zeiten leereren Straßen zu nutzen, um sichere Wege für andere Verkehrsteilnehmende zu schaffen. Pop-up-Radwege seien „für Bochum, nicht das richtige Mittel“, verteidigte OB Eiskirch 2020 seine Verkehrspolitik. In Witten ist für solche kurzfristigen Maßnahmen kein Platz im Stadtgebiet, erklärt die Stadtverwaltung. In der Herner Innenstadt bestehe „in der Regel nicht die Möglichkeit, Radverkehrsanlagen separat zu planen und zu realisieren.“

Was es bedeutet, Radfahrerende tatsächlich zu priorisieren – ja, zur Not auch zu Lasten von Pkw-Spuren – sollten Entscheiderinnen und Entscheider mittlerweile begriffen haben. Peinlich, in welchem Schneckentempo das einstige Ruhrgebiet-Vorzeigeprojekt, der Radschnellweg RS1, fortschreitet.

Eine Chance hat Nordrhein-Westfalen noch: Hoffentlich wird das Radverkehrsgesetz ein weiterer Wurf ist als die spärlichen Maßnahmen zum Radwege-Ausbau in NRW im zurückliegenden Jahr.

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