Düsseldorf. Im Hörsaal und Seminarraum studieren? Geht jetzt wieder in NRW. Allerdings nur theoretisch. Die Unis halten sich noch zurück.

Ab sofort dürfen Hochschulen in NRW wieder die Hörsäle für Studenten öffnen. Eine neue Allgemeinverfügung des Gesundheitsministeriums macht es möglich. Das Problem: Viele Unis und Fachhochschulen (FH) im Ruhrgebiet möchten das nicht. Der Aufwand ist ihnen zu groß.

„Ein kleines Stück Normalität“ solle für die Studierenden zum Ende des Sommersemesters möglich werden, sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) im Mai. Nun könnten sie tatsächlich wieder auf den Campus. Die Allgemeinverfügung erlaubt mehr Prüfungen und Lehrveranstaltungen in Präsenz – unter Beachtung des Mindestabstandes und anderer Regeln. Ein negativer Test ist Pflicht.

Hochschulen dürfen frei über die Öffnung entscheiden

„Wir unterstützen die Hochschulen bei der schrittweisen und verantwortungsvollen Rückkehr zum Präsenzbetrieb“, sagte NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) dieser Redaktion. Vorgaben macht sie nicht. Die Hochschulen wüssten am besten, wie sie mit dieser Freiheit umgehen.

Doch die Bereitschaft, die Studenten schnell wieder in die Uni zu holen, ist klein. Das war schon zu spüren, als Laschet im Mai die teilweise Rückkehr zur Hochschul- "Normalität" ankündigte. An der Uni Duisburg-Essen will man jetzt nicht mehr zum Präsenzbetrieb zurück. „Wir werden das Sommersemester, so wie es jetzt ist, zu Ende bringen“, sagte eine Sprecherin. Stiege man auf Präsenz um, müsste eine komplette Testinfrastruktur für die Studierenden errichtet werden. Bis Mitte Juli sei das kaum möglich. In Duisburg-Essen gebe es schon vereinzelt Seminare für bis zu 50 Personen.

Ruhr-Uni konzentriert sich mehr auf das kommende Wintersemester

Die Ruhr-Uni Bochum hat sich noch nicht entschieden, ist aber skeptisch. „Wir beobachten den Inzidenzwert“, so ein Sprecher. Immerhin liege die Inzidenz dort noch nicht so lange unter 50. Vereinzelt gebe es bereits Praxisveranstaltungen, beispielsweise im Labor oder für Sportstudierende. Fest stehe aber: „Für unsere Planungen spielt das Wintersemester eine größere Rolle als der Rest des Sommersemesters.“

„Wir haben uns entscheiden, das Sommersemester online zu Ende zu bringen“, sagte eine Sprecherin der FH Südwestfalen (Standorte: Hagen, Iserlohn. Lüdenscheid, Meschede, Soest). Der Aufbau einer Corona-Testinfrastruktur für nur vier Wochen wäre zu groß.

TU Dortmund öffnet vorsichtig

An der Technischen Universität (TU) Dortmund gibt es solche Tests schon (Selbsttests zu Hause und PCR-Pool-Tests auf dem Campus), und die TU gibt ihren Fakultäten ab sofort auch die Möglichkeit zu mehr Präsenzveranstaltungen. Sie empfiehlt aber „Hybrid-Angebote“, also eine Kombination aus Präsenz und Online, denn viele Studierende könnten oder wollten noch nicht ganz zurück in die Uni, so eine Sprecherin. Zum Beispiel wohnten manche Studenten vorübergehend nicht in der Nähe der Uni, weil das Online-Studium so etwas möglich mache.

Die Dortmunder wollen zunächst nur die großen Hörsäle öffnen -- und nur zu höchstens 20 Prozent füllen.

Warten auf die Impfung der Studierenden

Die Hochschulen erinnern auch daran, dass nur wenige Studierende geimpft seien. Eine gezielte Impfkampagne für Studierende und Hochschul-Mitarbeiter wäre wichtig. Ministerin Pfeiffer-Poensgen schaut nach vorn: „Ich bin zuversichtlich, dass spätestens mit dem Beginn des Wintersemesters Präsenzveranstaltungen wieder zur Regel werden können.“