Berlin. Die Empörung über Putins Überfall auf die Ukraine ist in Deutschland riesig. Am Sonntag machten die Menschen ihrer Wut in Berlin Luft.

Hundertausende Menschen haben am Sonntag in Berlin gegen den russischen Angriff auf die Ukraine demonstriert. Es war eine der größten Demonstrationen der jüngeren deutschen Geschichte. Von Seiten der Polizei wurde die Anzahl der Teilnehmer mit einem "unteren sechstelligen Bereich" beziffert. Die Veranstalter nannten hingegen eine halbe Million Teilnehmer.

Die Veranstalter waren zunächst von 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern unter dem Motto: "Stoppt den Krieg. Frieden für die Ukraine und ganz Europa" ausgegangen.

Ein Bündnis aus Gewerkschaften, Kirchen, Initiativen, Umweltschutzorganisationen und Friedensgruppen hatte zu der Demonstration aufgerufen. Der Bereich der Demonstration war deutlich ausgeweitet worden, nachdem die Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule bereits zu Demonstrationsbeginn mit Blick auf die Corona-Bedingungen ausgelastet war. Deswegen wurde das Demo-Gebiet bis zum S-Bahnhof Tiergarten und in die anderen Straßen um die Siegessäule ausgeweitet.

Krieg in der Ukraine: Demonstranten wütend auf Putin

Die in der Ukraine geborene Aktivistin Oleksandra Bienert sprach auch "als Enkelin eines aktiven Gewerkschaftlers, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg für Menschenrechte eingesetzt hat". Der russische Krieg in der Ukraine sei für sie unerträglich, sagte sie mit zitternder Stimme. Sie frage sich, warum Deutschland blind gewesen sei gegenüber dem russischen Imperialismus.

Viele Plakate richteten sich gegen den russischen Machthaber Wladimir Putin. "Stop Putin – Stop war", "Heizung runter für den Frieden" oder "Make Borschtsch not war", war unter anderem zu lesen. "Ukrainer und Russen werden dich auf den Müllhaufen der Geschichte schicken" oder "Putin hat Schiss vor Demokratie" gehörten zu den deutlicheren Botschaften in Richtung des Kreml-Chefs. Auch für die in der Nähe liegende russische Botschaft zogen Demonstranten, um die Entfernung Putins aus dem Präsidentenamt einzufordern.

Manche Schilder wiesen auch auf die Nähe zum Kriegsgebiet hin: "Berlin-Freiburg 680 km, Berlin-Front 670 km". Mit einer Schweigeminute gedachten die Protestierenden der Menschen in der Ukraine und den bisherigen Opfern des Krieges.

Europaweite Demonstrationen gegen Krieg in der Ukraine

Auch in Prag, Brünn (Brno) und anderen Städten Tschechiens versammelten sich Tausende Menschen zu friedlichen Solidaritätskundgebungen für die Ukraine. Das Nachrichtenportal Idnes.cz sprach sogar von Zehntausenden allein auf dem Wenzelsplatz in Prag.

Bereits am Samstag hatten Tausende in mehreren deutschen Städten protestiert. Nach Polizeiangaben waren es in Frankfurt 6000 bis 7000, in München 5000, in Düsseldorf knapp 4000. (dpa/fmg)

Dieser Text erschien zuerst auf www.waz.de.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt