Düsseldorf.. Der Rohmilchpreis ist auf ein neues Tief abgestürzt. 27 Cent, im November waren es noch 35. Da werden Erinnerungen an den Milchstreik von 2008 wach – und an Milch, die zu Dünger wurde.
Milchbauern in Nordrhein-Westfalen schlagen Alarm: Der Rohmilch-Preis ist seit November regelrecht abgestürzt, von 35 auf zwischenzeitlich 27 Cent pro Liter. Viele Landwirte fürchten um ihre Existenz, die Lage sei so schlimm wie zur Zeit des großen „Milchstreiks“ 2008. Ihre Begründung: Dem Wertverfall der Milch stehen ständig steigende Produktionskosten gegenüber.
Der nordrhein-westfälische Landwirtschaftsminister Johannes Remmel (Grüne) und die Grünen-Bundestagsfraktion reagieren auf den Hilferuf. „Billigmilch treibt die bäuerlichen Betriebe in die Krise“, bestätigt Remmel gegenüber der WAZ Mediengruppe. Die Grünen wollen die diesjährige Erhöhung der Milchquote aussetzen, um die Bauern zu schützen.
„Ein perverses und krankes System“
Das Wort „Milch-Inflation“ macht die Runde: Die Bauern müssten immer mehr produzieren, um über die Runden zu kommen. Der Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Karl-Josef Vermöhlen, spricht gar von einem „perversen und kranken System“.
Der Bundesvorsitzende des Verbandes, Romuald Schaber, kündigte Protestaktionen an, wenn der Trend bei den Milchpreisen weiterhin negativ verlaufe. Er kündigte der Passauer Neuen Presse an, aus Protest Milch nicht zu verkaufen, sondern auf Felder zu sprühen. Man werde die Bürger auf die enormen Probleme der Milchbauern aufmerksam machen und „mit Milchsprühaktionen“ sei am meisten zu erreichen.
Der Preisverfall ist für viele Bauern existenzgefährdend. Im letzten Jahr sank die Zahl der Milchviehhalter in NRW um 291 auf 7793.
Milch kostet jetz 55 Cent pro Liter
Alle Experten sagen: Auf Verbraucher kommen wegen der fortschreitenden Liberalisierung des Milchmarktes in der EU stark schwankende Preise für Milch, Butter und Käse zu. Der Preisverfall ist derzeit bei der Butter zu spüren. Ein Päckchen Markenbutter kostet 79 Cent, im Discounter 75 Cent. Im Herbst waren es laut Landesvereinigung Milchwirtschaft noch 1,09 Euro. Milch geht für 55 Cent/Liter über die Theke.
Bauern schütten aus Protest Milch aufs Feld
Allerdings sehen nicht alle Milchbauern die Entwicklung mit Sorge. Es geht ein tiefer Riss durch die Branche. Auf der einen Seite steht der BDM, der das von der Europäischen Union angepeilte Auslaufen der Milchquote bis 2015 mit Argwohn sieht. Andere Landwirte freuen sich geradezu darauf, auf dem weltweiten Milchmarkt mitmischen zu können.