Düsseldorf. Tarifgrenzen sollen im NRW-Nahverkehr bald keine Rolle mehr spielen. Doch das neue landesweite E-Ticket kommt erst in einem Jahr.

Mit einem neuen Tarifangebot auf Smartphone-Basis können Bus- und Bahnkunden bald leichter quer durchs Land reisen. Der neuen "eTarif NRW" soll den Tarifdschungel im NRW-Nahverkehr lichten und vor allem die lästigen Übergangstickets zwischen den vier NRW-Verkehrsverbünden überflüssig machen. Um das Projekt umzusetzen, haben sich die Verbünde, weitere Tarifgemeinschaften und das NRW-Verkehrsministerium jetzt nach einer längeren Vorlaufphase auf eine entsprechende Absichtserklärung verständigt, die am Mittwoch vorgestellt wurde.

Land gibt 100 Millionen Euro


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„Mit dem eTarif NRW wird Bus- und Bahnfahren flexibler, kundenfreundlicher und einfacher", sagte Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) in Düsseldorf. Der neue landesweite E-Tarif sei "in dieser Dimension in Deutschland bisher einmalig", betonte der Minister. Das Land fördert den E-Tarif mit insgesamt 100 Millionen Euro. Damit sollen in erster Linie zunächst erwartete Einnahmeausfälle der Verkehrsverbünde ausgeglichen werden. An den Start gehen wird das neuer E-Ticket freilich erst in einem Jahr. Bis Ende 2021 müssen die vier Verbünde noch die technischen Voraussetzungen für das System schaffen und die Preisgestaltung festlegen.

App auf dem Smartphone

Und so funktioniert der "eTarif NRW": Über eine App auf dem Smartphone checken die Fahrgäste beim Einstieg in den Bus oder die Bahn selber ein. Beim Ausstieg checkt das System entweder automatisch wieder aus oder der Fahrgast erledigt das wiederum über die App. Der Ticketpreis für die Fahrt berechnet sich dann aus einem festen Grundpreis und den Luftlinienkilometern zwischen Start und Ziel. Hin-und Rückfahrt sollen dabei den gleichen Preis haben. Abgerechnet wird über die App. In der Einführungsphase  werde der E-Tarif auf 30 Euro in 24 Stunden gedeckelt. Das entspricht dem Preis des heutigen, analogen NRW-Tickets.

Verkehrsverbünde wollen neue Kunden gewinnen

Zielgruppe des neuen Tarifs sind zunächst Gelegenheitsfahrer - vor allem aber Neukunden. "Mit dem eTarif kommen wir dem Wunsch vieler Fahrgäste nach einem unkomplizierten und intuitiven Zugang zum Nahverkehr nach", sagte José Luis Castrillo, Vorstandsmitglied beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR). Verkehrsminister Wüst betonte, durch den neuen E-Tarif werde es keine Verlierer unter den Nahverkehrskunden geben: "Die alte Tarifwelt wird nicht abgeschafft." Der E-Tarif werde zudem unter strenger Berücksichtigung des Datenschutzes umgesetzt.

Komplizierte Tarifstruktur im Land


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ÖPNV-Kunden und Verkehrsexperten fordern seit Langem ein landesweit gültiges Ticketsystem, das den Zugang zum ÖPNV ohne nähere Kenntnisse der teilweise komplizierten Tarifstruktur im Land deutlich vereinfacht und so den Nahverkehr für neue Kunden attraktiver macht. Kompliziert ist auch die Nahverkehrslandschaft in NRW: Mit dem Aachener Verkehrsverbund, dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg und dem Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe gibt es gleich vier große Verkehrsverbünde, deren Grenzen sich häufig mitten durch die Verkehrs- und Wirtschaftsräume des Landes ziehen.

Grüne: Einführung "überfällig"

Die grüne Landtagsopposition bezeichnete die Einführung des E-Tarifs am Mittwoch denn auch als überfällig. "Die Einführung Ende nächsten Jahres kann nur der Anfang sein hin zu einer neuen Tarifstruktur im ÖPNV", betonte Arndt Klocke, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion. Unabhängig von der Ticketfrage müsse der Nahverkehr insgesamt preiswerter, zuverlässiger und komfortabler werden. Dazu reiche die bisherige Finanzierungsstruktur im ÖPNV nicht aus, sagte Klocke.