Düsseldorf. Die schöne neue Nahverkehrswelt startet so gar nicht digital, sondern handfest analog: Denn während sich die Verantwortlichen des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr, NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) sowie der geladene Pressetross auf Smartphones und Tablet-Computern die Wirkungsweise der neuen VRR-Fahrschein-App „next Ticket“ erklären lassen, rumpelt die Rheinbahn-Linie gemächlich durch den dichten Düsseldorfer Nachmittags-Verkehr. Vor jedem Richtungswechsel steigt der Straßenbahnfahrer aus, weil er die Weichen auf dieser Sonderfahrt mit einer langen Stange selbst umstellen muss. So direkt trifft Tradition wohl selten auf Moderne.

Die schöne neue Nahverkehrswelt startet so gar nicht digital, sondern handfest analog: Denn während sich die Verantwortlichen des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr, NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) sowie der geladene Pressetross auf Smartphones und Tablet-Computern die Wirkungsweise der neuen VRR-Fahrschein-App „next Ticket“ erklären lassen, rumpelt die Rheinbahn-Linie gemächlich durch den dichten Düsseldorfer Nachmittags-Verkehr. Vor jedem Richtungswechsel steigt der Straßenbahnfahrer aus, weil er die Weichen auf dieser Sonderfahrt mit einer langen Stange selbst umstellen muss. So direkt trifft Tradition wohl selten auf Moderne.

Die Moderne sieht beim VRR derzeit folgendermaßen aus: Nach langer Entwicklungsphase gab Europas größter Verkehrsverbund am Donnerstag in Düsseldorf den Startschuss für den ersten praxistauglichen Gehversuch seines elektronischen Ticketsystems. Für 3200 Probanden, die sich zuvor auf die Testphase beworben hatten, wird künftig das eigene Smartphone zum Ersatz für den Fahrschein aus Papier. Die kommenden Monate können die Testkunden die VRR-App „next Ticket“ im gesamten Verbundgebiet auf ihre Alltagstauglichkeit testen.

Dazu muss die App zunächst auf dem Smartphone installiert und mit E-Mail-Adresse und Passwort freigeschaltet werden. Am 1. März geht’s dann los: Ortung beim Handy einschalten, die App starten und – ganz wichtig – vor Betreten von Bahn oder Bus noch an der Haltestelle oder auf dem Bahnsteig den Check-in-Button von „next Ticket“ antippen. Dort wählt man dann die angezeigte Haltestelle und gibt die Zahl der Fahrgäste an (bis zu fünf sind möglich). Bei S- und Regionalbahnen kann man zwischen 1. und 2. Klasse wählen.

Am Ziel reicht es, auf das Check-out-Symbol zu gehen. Den Rest erledigt „next Ticket“. Schon während der Fahrt kann man sich die zurückgelegte Strecke und den bis dahin angelaufenen Preis anzeigen lassen. In den ersten zwei Monaten rechnet „next Ticket“ auf Basis geltender VRR-Tarife ab. Am Monatsende werden alle Fahrten zusammengefasst und nach dem jeweils günstigsten Tarif berechnet. Beispiel: Vier Einfachfahrten Preisstufe A werden wie ein Vierer-Ticket abgerechnet.

In der zweiten Phase ab Frühsommer werden die Fahrten kilometerscharf abgerechnet. Heißt: Zu einem Grundpreis pro Reise kommt ein Kilometerpreis von 20 Cent. „Das ist wie beim Taxameter im Taxi“, erläutert VRR-Projektleiter Nils Conrad. Der Festpreis liegt je nach Preisstufe zwischen 1,40 und 1,45 Euro. Und es gilt ein Preisdeckel: Teurer als 15,30 Euro pro Person wird eine Fahrt in der 2. Klasse nicht.

Für VRR-Vorstandsmitglied José Luis Castrillo ist der E-Ticket-Test die Brücke in ein neues Nahverkehrszeitalter. „Für die angepeilte Verkehrswende in Deutschland gibt es derzeit einige Ideen, wie man an der Diskussion über den kostenlosen Nahverkehr sehen kann. Unsere ist eben das Smartphone-Ticket“, sagt Castrillo. Fahrgäste wünschten sich einen einfachen, intuitiven ÖPNV – ohne Tarifkenntnisse und passendes Bargeld für ein Ticket.

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) sieht den E-Tarif ohnehin als Auftakt. Die Zeiten, an denen Fahrgäste an Ticketautomaten verzweifeln, neige sich dem Ende zu, glaubt Wüst und stellt eine Lösung für ganz NRW in Aussicht: „Mobilität darf nicht an den Verbundgrenzen scheitern.“