Berlin. Lafontaine ist zur Zeit die große Unbekannte bei der Linken. Dietmar Bartsch will kandidieren -- doch gerade mit ihm will Lafontaine nicht.
Fraktionschef Gregor Gysi will 2012 dazu beitragen, dass die Linke in die „politische Erfolgsspur“ kommt. Auf der Klausur am Wochenende beschloss die zerstrittene Partei, mit dem Kampf gegen die Rente mit 67, Altersarmut und prekäre Arbeit punkten zu wollen. Das ist nötig, denn 2011 war dank Castrobrief, Kommunismusdebatte, Wahlschlappen und Personalzoff ein desaströses Jahr. Seit Wochen tobt zudem ein Machtkampf um die Nachfolge der glücklosen Parteichefs Gesine Lötzsch und Klaus Ernst.
Neben Lötzsch will Fraktionsvize Dietmar Bartsch im Juni auf dem Parteitag kandidieren. Doch dessen Verhältnis zu Oskar Lafontaine gilt als zerrüttet – und am heimlichen Parteichef führt kein Weg vorbei an die Spitze. Bartsch und Lötzsch hätten gute Chancen bei einer Mitgliederbefragung – wegen der starken ostdeutschen Landesverbände, von denen vier die Urwahl forderten.
Doppelter Imageschaden
Doch dies hat der Parteivorstand abgelehnt und so einen doppelten Imageschaden verursacht. Zum einen hat Ernst die Urwahl erst befürwortet und sie – nach Bartschs Kandidatur – abgelehnt. Zum anderen setzt die Linke auf mehr direkte Demokratie und erweckt zugleich den Eindruck, dass sie die Kandidatenfrage von Lafontaines und Gysis Gnaden im Hinterzimmer entscheidet.
Warten auf Lafontaine
Die Parteispitze versucht Schadensbegrenzung. Heute berät sie über Regionalkonferenzen, auf denen sich die Kandidaten vorstellen können. Gysi hofft zudem, dass bis wenige Wochen vor dem Parteitag Ruhe in die Personaldebatte einkehrt. Das sei „naiv“, lästern Fraktionskollegen. Denn über allem steht die Frage, was Lafontaine plant. Es ist bekannt, dass der Linken-Allmächtige nach überstandener Krebserkrankung wieder nach Höherem strebt.
Nicht mit Bartsch
Viele gehen davon aus, dass der 68-Jährige neben Gysi Spitzenkandidat für die Bundestagswahl wird. Lafontaines Vertraute halten es auch für gut möglich, dass er noch einmal als Parteichef antritt. Sei es nur, um Bartsch zu verhindern. Offen ist aber, wer neben ihm Co-Chefin werden könnte. Angeblich will Lafontaine mit Lötzsch die Partei nicht führen. Gehandelt wird etwa NRW-Landeschefin Katharina Schwabedissen. Ausgeschlossen ist nur, dass Lafontaine und Lebensgefährtin Wagenknecht die Parteiführung übernehmen. Doch noch will sich die Linkenikone nicht zu ihrer Zukunft äußern.