München. Die Vorsitzende des Ethikrates, Christiane Woopen, plädiert dafür, Kindern bei einer rituellen Beschneidung ein Vetorecht zuzugestehen. Woopen sagte dem Nachrichtenmagazin „Focus“, muslimische Kinder, die anders als jüdische in der Regel erst später beschnitten würden, müssten nach ihrem Einverständnis gefragt werden.
Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Christiane Woopen, hat sich für ein Kinder-Veto bei der rituellen Beschneidung muslimischer Jungen ausgesprochen. Muslimische Kinder, die anders als jüdische in aller Regel erst später beschnitten würden, müssten nach ihrem Einverständnis gefragt werden, sagte Woopen dem Nachrichtenmagazin „Focus“ laut einem Vorabbericht vom Sonntag. „Und wenn ein Kind deutlich macht, dass es nicht will, dann müssen die Eltern davon ablassen.“
Eine Mehrheit des Ethikrates hatte sich für das geplante Beschneidungsgesetz ausgesprochen, allerdings nur, wenn medizinische Standards erfüllt werden. Die Bundesregierung will am kommenden Mittwoch den Gesetzentwurf zur Beschneidung von Jungen beschließen. Er sieht vor, die Beschneidung unter bestimmten Voraussetzungen zu erlauben.
Beschneidung wird in der Regel von Ärzten ausgeführt
Eine Ausnahmeregelung soll greifen, wenn das Kindeswohl gefährdet ist - etwa bei Blutern. In der Regel soll die Beschneidung von Ärzten vorgenommen werden. Innerhalb der ersten sechs Monate nach der Geburt kommen dafür auch spezielle Beauftragte von Religionsgemeinschaften in Frage.
Die Neuregelung soll die Verunsicherung nach dem Urteil des Landgerichts Köln beseitigen. Das Gericht hatte im Mai Beschneidungen von Jungen aus rein religiösen Gründen als strafbare Körperverletzung gewertet. Die Entscheidung war von jüdischen und muslimischen Verbänden scharf kritisiert worden. (afp/dapd)