Düsseldorf. Die Nachfrage nach dem neuen Novavax-Impfstoff bleibt in NRW zunächst überschaubar. Kassenärzte: Novavax hat kaum Einfluss auf die Impfquote.

Laut der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) dürfen die Bürger ab April mit dem Angebot rechnen, sich in Arztpraxen mit dem neuen, proteinbasierten Impfstoff Novavax immunisieren zu lassen. „Novavax sollte nun schnell den Weg in die Praxen finden“, sagte KVNO-Vorstand Dr. Frank Bergmann am Donnerstag.

"Novavax kann kein Gamechanger werden, ist aber eine gute Impf-Option"

Er dämpfte allerdings Erwartungen, dass die neue Impfung die Impfquote entscheidend erhöhen könnte: „Novavax kann kein Gamechanger werden, ist aber eine weitere gute Impf-Option.“ Medizinisch gesehen scheint das neue Produkt etwa gleich gut zu schützen wie die MRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna. Die KVNO schätzt anhand von Umfragen zur Impfbereitschaft, dass Novavax in NRW zu 170.000 bis 211.000 zusätzlichen Erstimpfungen führen könnte. Das würde die Impfquote aber nur um etwa zwei Prozent erhöhen. In NRW haben bisher rund 80 Prozent der Bürger mindestens eine Erstimpfung erhalten.

Bisher sind erst 309.000 Dosen Novavax in NRW eingetroffen, von denen die Hälfte für Zweitimpfungen eingelagert wird. Die Vergabe ist zunächst streng limitiert. 75 Prozent der Dosen sind für Beschäftigte reserviert, für die die einrichtungsbezogene Impfpflicht gilt, also für Personen aus den Gesundheits- und Pflegeberufen. 20 Prozent gehen an Menschen, die die MRNA-Impfstoffe nicht vertragen, fünf Prozent an die Allgemeinbevölkerung. Geliefert werden die Impfdosen an die Kommunen.

Gut 2000 Impfungen mit Novavax-Impfstoff seit Start in NRW

Mit dem neuen Impfstoff des Herstellers Novavax will die Landesregierung auch Impfskeptiker erreichen. Das Vakzin basiert auf einem klassischeren Verfahren als mRNA-Impfstoffe. Doch die Nachfrage bleibt in den ersten Tagen überschaubar. Nach den am Donnerstag (3.3.) veröffentlichten Impfzahlen des Robert Koch-Institutes (RKI) haben 2191 Menschen in NRW eine Erstimpfung mit dem Novavax-Impfstoff erhalten. Das ist zwar mehr als ein Fünftel aller bundesweit bis einschließlich Mittwoch (2.3.) verabreichten 9907 Nuvaxovid-Impfungen. Aber: Das deutlich weniger Einwohner zählende Rheinland-Pfalz liegt mit 2844 Erstimpfungen mit dem Proteinimpfstoff noch vor NRW auf Platz 1.

Nach Ansicht der KV Nordrhein sollte Nuvaxovid deutlich früher als Anfang April den Haus- und Fachärzten zur Verfügung gestellt werden. Er sei eine weitere Option gerade auch für diejenigen, die mRNA-Impfstoffen bisher skeptisch gegenüberstünden, sagte der Vorstandsvorsitzende Frank Bergmann am Donnerstag in Düsseldorf. Der von der Wirkung her durchaus mit mRNA-Impfstoffen vergleichbare Impfstoff von Novavax sollte bereits jetzt sehr schnell den Weg in die Arztpraxen finden und nicht erst in etwa vier Wochen.

Kassenärzte: Kommunen sollten sich vorübergehend aus der Impfung zurückziehen

Die Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein kritisiert das Nebeneinander von kommunalen und hausärztlichen Impfangeboten als „eher nicht sinnvoll“. Impfangebote gebe es derzeit im Überfluss, das Problem sei die geringe Nachfrage. Die Kommunen hätten nun die Chance, sich aus der Impfkampagne herauszunehmen, um sich auf den kommenden Herbst und die dann zu erwartende große Nachfrage nach Impfungen vorzubereiten. Die Kassenärzte, die derzeit vor der Herausforderung stehen, die vierte Impfung zu organisieren, empfehlen jedem, die Impf-Angebote anzunehmen. Wer sich jetzt impfen lasse, habe „im Herbst in jedem Fall einen Basis-Schutz, vor allem den Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf“.

Verband: Medizinische Angestellten in Praxen sollten Pflegebonus erhalten

Kurz vor dem Beginn der einrichtungsbezogenen Impfpflicht Mitte März sind laut KVNO bis zu 95 Prozent des Praxis-Personals in Nordrhein geimpft. Die Praxen bildeten damit ein „Bollwerk“ im Kampf gegen die Pandemie. Massiv kritisiert der Verband die Pläne des Bundes, die medizinischen Angestellten in den Praxen beim Pflegebonus „leer ausgehen zu lassen“. Bergmann findet dies „peinlich und beschämend“. Die Beschäftigten in den Praxen stünden seit zwei Jahren im Kampf gegen Corona in der ersten Reihe, könnten keine Überstunden abbauen und seien starkem Druck durch Patienten ausgesetzt gewesen.