Düsseldorf. Das RKI schlägt eine Verkürzung der Quarantäne auf fünf Tage vor und empfiehlt ein anschließendes Freitesten. Geht NRW hier mit?
In Nordrhein-Westfalen zeichnet eine deutliche Lockerung der vorgeschriebenen Isolation im Falle einer Corona-Erkrankung ab. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat eine Verkürzung der Absonderung auf fünf Tage vorgeschlagen und ein anschließendes Freitesten nur noch „dringend“ empfohlen. Somit könnten Infizierte selbst entscheiden, ob sie überhaupt noch einen Negativ-Test abwarten oder nicht.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ließ am Dienstag zunächst offen, inwieweit die Landesregierung der RKI-Empfehlung folgen werde. In der vergangenen Woche hatte er erklärt, er halte eine Verkürzung der Isolationsregelungen für vertretbar, „insbesondere, wenn sie durch eine verpflichtende Freitestung durch eine offizielle Teststelle abgesichert ist“. Einiges spricht dafür, dass Laumann an dieser recht vorsichtigen Haltung festhalten wird. Mit einer Entscheidung ist am Mittwoch zu rechnen.
FDP hält nichts von Empfehlungen aus dem "Team Übervorsicht"
Allerdings gibt es innerhalb der schwarz-gelben Koalition zwölf Tage vor der Landtagswahl erheblichen Druck, in NRW an keinen zusätzlichen Testpflichten festzuhalten. „Forderungen aus dem Team Übervorsicht, nach einem verpflichtenden Nachweis einer offiziellen Teststelle, trotz der Empfehlung des RKI, sind gesundheitspolitisch nicht notwendig und zeigen deren Misstrauen gegenüber den Menschen“, sagte FDP-Landtagsfraktionschef Christof Rasche unserer Redaktion.
Die aktuellen Isolations- und Quarantäne-Regelungen seien eine starke Belastung für Krankenhäuser und Betriebe. Die sinkenden Infektionszahlen zeigten, dass die umstrittene Aufhebung der massiven Corona-Maßnahmen „verantwortbar und richtig“ gewesen sei, so Rasche weiter.
Kliniken für strengere Regeln beim medizinischen Personal
Matthias Blum, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW), begrüßte die RKI-Empfehlung zwar, sprach sich aber zugleich für schärfere Regelungen in sogenannten vulnerablen Einrichtungen aus: „Für Pflegepersonal, ebenso Ärztinnen und Ärzte sollte ein solches Freitesten nach der Infektion nach fünf Tagen verpflichtend sein.“ Blum appellierte bei allen übrigen Infizierten an die Eigenverantwortung, sich zum Schutz der Angehörigen und Freunde nach fünf Tagen „mit einem Test zu vergewissern, dass sie oder er wieder gesund ist“. Mehr als 11.000 Neuinfizierte in NRW pro Tag zeigten, dass die Pandemie noch nicht vorbei sei.
Bislang konnten Corona-Infizierte frühestens nach sieben Tagen mit einem offiziellen Negativ-Test die Isolation verlassen, andernfalls endete sie nach zehn Tagen. Für Kontaktpersonen von Infizierten in einem Haushalt oder in der Schule soll keine Quarantäne mehr angeordnet werden. Es gilt für sie nur noch die dringende Empfehlung, selbstständig Kontakte – vor allem mit Risikogruppen – zu reduzieren.