Berlin. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat die FDP am Sonntag vor Übermut angesichts ihrer guten Wahlergebnisse gewarnt. Er sagte in einem Zeitungsinterview: "Im Augenblick muss man der FDP vielleicht sagen, sie solle mal besser nicht von der absoluten Mehrheit träumen."
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat die FDP vor Übermut angesichts ihrer guten Wahlergebnisse gewarnt. Er sagte dem «Tagesspiegel», die Liberalen würden als künftiger Regierungspartner im Bund zwar bevorzugt: «Im Augenblick muss man der FDP vielleicht sagen, sie solle mal besser nicht von der absoluten Mehrheit träumen.» Schwarz-Grün als Regierungsbündnis sei «kein Tabu» fügte er hinzu.
"Zuverlässig für Schwarz-Gelb ist bisher nur die FDP"
FDP-Chef Guido Westerwelle begrüßte es, dass sich die Union in ihrem Wahlprogramm kommende Woche «endlich zu einer Koalitionsaussage für die FDP durchringen» wolle. Er sagte der Berliner Zeitung «B.Z.»: «So klar wie sich die Union in unsere Richtung äußert, werden wir uns in ihre Richtung äußern.» Die jüngsten schwarz-grünen Anbändeleien zeigten aber, dass sich die Union noch in einer Selbstfindungsphase aufhalte. Zuverlässig für Schwarz-Gelb sei derzeit nur die FDP.
Im Europaparlament könne die Union auch praktisch belegen, dass sie die Koalition auch wirklich wolle. Dort gebe es nach der Europawahl eine liberal-konservative Mehrheit. «Die deutsche Union setzt dort aber immer noch zu sehr auf die Koalition mit den Sozialisten. Da erwarten wir eine Kurskorrektur.»
"Alle plötzlich grün"
Zu Schwarz-Grün sagte Schäuble: «Es gibt unter den demokratischen Parteien doch längst nicht mehr das Tabu, dass die einen mit den anderen nicht zusammenarbeiten könnten.» Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) schloss in «Bild am Sonntag» für die Zeit nach der Wahl ein Zusammengehen mit den Grünen aus. Zuvor hatte er jedoch erklärt, man könne eine schwarz-grüne Koalition «nicht auf ewig» ausschließen. Der mit den Liberalen in Bayern regierende CSU-Chef Horst Seehofer bekräftigte ebenfalls in «Bild am Sonntag», dass die FDP «unser Wunschpartner» sei
Der Spitzenkandidat der Grünen für die Bundestagswahl, Jürgen Trittin, erklärte: «Nach vier Jahren Großer Koalition wollen nun alle plötzlich grün werden. Das kommt reichlich spät. Aber es reicht nicht, grün zu reden, man muss auch grün handeln.» Im «Spiegel» fügte er hinzu, mögliche Koalitionsverhandlungen nach der Wahl würden «ein sehr kurzes Gespräch».
Grünen-Chef Cem Özdemir wiederum will verstärkt um wertkonservative Wähler werben. «Wir sprechen wertkonservative Wähler auf dem Land genauso an wie aufgeschlossene Großstadtbürger. Die Unternehmens-Grünen sind uns ebenso wichtig wie die Anti-Atom-Demonstranten,» sagte Özdemir der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» (F.A.S.).
Das sei auch der Grund für das gute Ergebnis seiner Partei bei der Europawahl. «Als ich mein Amt als Bundesvorsitzender antrat, habe ich auch von wertkonservativen Wählern gesprochen und erntete da von einigen Parteifreunden Stirnrunzeln. Und jetzt schauen