Sanaa/Berlin. Bei den noch Vermissten im Jemen handelt es sich nach Medienberichten auch um eine Familie aus Sachsen. Die jemenitische Regierung hat die Suche nach den sechs Geiseln ausgeweitet. Im Nordjemen demonstrierten Hunderte Menschen für die Festnahme der Kidnapper.

Nach sechs Geiseln aus Deutschland und Großbritannien sucht die Regierung im Jemen derzeit noch. Bei der vermissten Familie handelt es sich nach Berichten des MDR und der «Bild»-Zeitung um ein Ehepaar mit drei kleinen Kindern zwischen knapp einem und vier Jahren. Die Familie stamme aus Meschwitz bei Bautzen. Das deutsche Auswärtige Amt bestätigte unterdessen definitiv die Identität einer Deutschen, die von Geiselnehmern ermordet wurde.

Hunderte Menschen fordern Festnahme der Kidnapper

In der Provinz Saada wurden am Mittwoch mehrere Hubschrauber eingesetzt. In der Stadt Saada im Nordjemen versammelten sich am Mittwoch Hunderte Menschen zu einer Demonstration. Sie forderten die Festnahme der Kidnapper. Präsident Ali Abdullah Saleh setzte für Hinweise eine Belohnung von 250.000 Dollar aus.

Außenamtssprecher Jens Plötner erklärte in Berlin, dass man über das Schicksal der fünfköpfigen Familie nichts wisse. Zu Forderungen der Geiselnehmer sagte er ebenfalls nichts. Die Zahl der Deutschen, die sich noch im Nordjemen aufhalten, bezifferte Plötner auf «den unteren zweistelligen Bereich». Der Sprecher verwies darauf, dass die deutsche Botschaft Kontakt zu Mitgliedern der vermissten Gruppe gehabt und ihnen die einschlägigen Reisewarnungen zur Kenntnis gebracht habe.

Ermittlungen in Krankenhaus

Die Gruppe mit den insgesamt neun Personen wurde am Freitag entführt. Am Montag fanden Schäfer die Leichen von zwei deutschen und einer südkoreanischen Frau. Aus jemenitischen Sicherheitskreisen verlautete, die Leichen hätten Einschüsse im Kopf wie bei einer Hinrichtung aufgewiesen. Die Polizei nahm drei Wachleute in dem Krankenhaus in Saada fest, wo die Opfer arbeiteten. Sie werden verdächtigt, den Entführern Informationen über die Gruppe gegeben zu haben. Alle anderen Ausländer in dem Krankenhaus wurden unterdessen zur Sicherheit in die Hauptstadt Sanaa gebracht.

Bevor das noch vermisste Paar aus Sachsen in den Jemen ging, lebte es nach Informationen der «Bild»-Zeitung im Taunus. Wie es hieß, waren Johannes und Sabine H. (beide 36) seit sechs Jahren in dem arabischen Land. Das Paar habe jedoch geplant, zur Einschulung der ältesten Tochter in zwei Jahren nach Deutschland zurückzukehren. Der Mann soll bereits seinen Zivildienst im Gaza-Streifen gemacht haben und arabisch sprechen.

Zur Geburt ihrer Kinder Lydia (vier), Anna (drei) und Simon (knapp ein Jahr) seien sie jeweils für einige Wochen nach Deutschland gekommen, zuletzt vor elf Monaten zur Geburt des jüngsten Sohnes. Der Mann war nach den Berichten vor wenigen Wochen zur Goldenen Hochzeit der Eltern das letzte Mal in seiner Heimat. Seine Eltern leben nach Informationen des MDR ebenfalls in der Nähe von Bautzen. Der Sender berief sich auf Angaben von Nachbarn.

Bibelschülerinnen unter den Opfern

Bei den zwei getöteten Frauen handelt es sich um zwei Bibelschülerinnen aus Niedersachsen im Alter von 24 und 26 Jahren. Sie waren Mitglieder in der baptistischen Immanuelgemeinde in Wolfsburg-Westhagen. Deren Website wurde am Mittwoch weitgehend abgeschaltet. Darauf war zu lesen: «Wir trauern! Wir nehmen Abschied von unseren geliebten Gemeindemitgliedern Anita und Rita. Unsere Anteilnahme und unsere Gebete gelten besonders den Familien, den Angehörigen und den Freunden.»