Moskau. .

Russlands Reiche schimpfen auf Putin. Die Unzufriedenheit der Elite mit dem Staat wächst. Wie eine Studie zeigt, prangert sie vor allem die Korruption und die Verlogenheit an.

Die Unterstützung für Putin droht ausgerechnet in der Hauptstadt Moskau abzubröckeln. Das geht aus einer soziologischen Studie des Moskauer „Zentrums für Strategische Studien“ (ZSS) hervor.

Nach dieser Studie äußerten 34 Prozent der Befragten in der Provinz steigende Unzufriedenheit mit der Staatsmacht. In Moskau aber lag diese Rate bei 46 Prozent. Wobei im Gegensatz zum übrigen Russland wohlhabende Moskauer, die sich den Kauf eines Autos oder einer Eigentumswohnung leisten können, den Staat noch kritischer betrachten als die Unterschicht.

Und innerhalb dieser Gruppe gibt es ein besonderes Segment von etwa 500 000 Personen, das vor allem aus Topmanagern besteht, aber auch aus hohen Beamten. „Diese Gruppe stellt eine Elite da, die am besten qualifizierten und informierten Geschäftsleute der Hauptstadt“, sagt der Soziologe Sergej Belanowskij, Mitautor der Studie. „Sie sind mit der Einschränkung ihrer wirtschaftlichen Freiheit und dem schlechten Geschäftsklima im Land unzufrieden. Aber vor allem fürchten sie um die Zukunftsperspektiven.“

Die Mächtigsten der Welt

Platz 10: Microsoft-Gründer Bill Gates. Er verpflichtete in diesem Jahr 40 der reichsten Menschen der Welt, den Großteil ihres Geldes für wohltätige Zwecke zu spenden. Dies sei eine beinahe unmögliche Leistung, findet
Platz 10: Microsoft-Gründer Bill Gates. Er verpflichtete in diesem Jahr 40 der reichsten Menschen der Welt, den Großteil ihres Geldes für wohltätige Zwecke zu spenden. Dies sei eine beinahe unmögliche Leistung, findet "Forbes" - und hebt Gates dafür in die Top 10. (Foto: AP) © AP
Platz 9: Sonia Gandhi. Als Vorsitzende der regierenden Kongresspartei habe sie unerreichten Einfluss über 1,2 Milliarden Inder, schreibt
Platz 9: Sonia Gandhi. Als Vorsitzende der regierenden Kongresspartei habe sie unerreichten Einfluss über 1,2 Milliarden Inder, schreibt "Forbes" in seiner Begründung. Damit habe sie ihren Status als Erbin der politischen Dynastie Nehru-Gandhi zementiert. (Foto: imago)
Platz 8: US-Notenbankchef Ben Bernanke. Er hat laut
Platz 8: US-Notenbankchef Ben Bernanke. Er hat laut "Forbes" nur noch einen Pfeil im Köcher, um die Wirtschaftskrise in den USA zu lindern: Geld zu drucken. Immerhin sei er ehrlich, wenn er sage, dass die US-Regierung so viele Dollars drucken könne, wie sie wolle. (Foto: AFP) © AFP
Platz 7: Großbritanniens Premierminister David Cameron. Das Magazin
Platz 7: Großbritanniens Premierminister David Cameron. Das Magazin "Forbes" hob ihn in die Top 10 der Mächtigsten, weil er wie die "Eiserne Lady" Margaret Thatcher entschlossen sei, Ausgaben der Regierung drastisch zu kürzen. (Foto: Reuters) © REUTERS
Platz 6: Bundeskanzlerin Angela Merkel. Für
Platz 6: Bundeskanzlerin Angela Merkel. Für "Forbes" die mächtigste Frau der Welt. Als deutsche Kanzlerin lenke sie die Geschicke der größten Volkswirtschaft Europas. (Foto: AP) © AP
Platz 5: Papst Benedikt XVI.
Platz 5: Papst Benedikt XVI. "Forbes" schreibt, er sei die höchste irdische Autorität für 1,1 Milliarden Gläubige. Er bleibe in seiner Ablehnung von Geburtenkontrolle, der Homo-Ehe und der Benennung weiblicher Priester standhaft. (Foto: AFP/ddp) © ddp
Platz 4: Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin. Laut
Platz 4: Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin. Laut "Forbes"-Begründung besitzt er immer noch mehr Macht als der von ihm ausgewählte Staatspräsident Dmitri Medwedew. Wahrscheinlich werde er seinen Protégé im Jahr 2012 im Amt ersetzen. (Foto: AFP) © AFP
Platz 3: Saudi-Arabiens König Abdullah bin Abdul Aziz al Saud. Laut
Platz 3: Saudi-Arabiens König Abdullah bin Abdul Aziz al Saud. Laut "Forbes" der absolute Herrscher des Staates mit den größten Öl-Reserven der Welt. Er setze sich für Reformen ein und unterhalte zugleich gute Beziehungen zum konservativen religiösen Establishment. (Foto: imago) © imago stock&people
Platz 2: US-Präsident Barack Obama. Laut
Platz 2: US-Präsident Barack Obama. Laut "Forbes" bleibt er trotz seines Rückschlags bei den Kongresswahlen oberster Kommandeur der größten und tödlichsten Streitkräfte der Welt und trägt weiterhin den Titel "Führer der freien Welt". (Foto: AFP) © AFP
Platz 1: Chinas Staatspräsident Hu Jintao.
Platz 1: Chinas Staatspräsident Hu Jintao. "Forbes" begründet seine Wahl damit, dass Hu fast diktatorische Kontrolle über 1,3 Milliarden Menschen hat und ungehindert von Bürokraten und Gerichten Flüsse umlenken, Dissidenten inhaftieren und das Internet zensieren kann. (Foto: AFP) © AFP
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„Der Staat ist eine Räuberbande“

„Dieser Staat ist eine Räuberbande“, schimpft etwa der Inhaber eines Moskauer Designerbüros unter dem Siegel der Anonymität. „Es hat gar keinen Zweck für mich, zu expandieren. Weil alle großen Agenturen ihre Gewinne mit erpresserischen Beamten teilen müssen, ob von der Steuer, aus dem Ordnungsamt oder der Polizei.“ Und die superelitäre Zeitschrift „Snob“, die von dem 13 Milliarden Dollar schweren Metallurgiemagnaten Michail Prochorow herausgegeben wird, staunt: „Das Schlimme an Putin ist, dass er lügen kann, ohne mit der Wimper zu zucken.“

Aber solche Hochglanzpamphlete gelten unter Politologen nur als politische Blitzableiter für den Jet Set. Seit der Ölmilliardär Michail Chodorkowskij es 2003 gewagt hatte, sich bei Putin über Korruption in dessen unmittelbarer Umgebung zu beschweren und kurz darauf als vermeintlicher Steuerhinterzieher verhaftet wurde, wagt kein Wirtschaftsoligarch mehr, ernsthaft zu opponieren.