Russlands Reiche schimpfen auf Putin. Die Unzufriedenheit der Elite mit dem Staat wächst. Wie eine Studie zeigt, prangert sie vor allem die Korruption und die Verlogenheit an.
Die Unterstützung für Putin droht ausgerechnet in der Hauptstadt Moskau abzubröckeln. Das geht aus einer soziologischen Studie des Moskauer „Zentrums für Strategische Studien“ (ZSS) hervor.
Nach dieser Studie äußerten 34 Prozent der Befragten in der Provinz steigende Unzufriedenheit mit der Staatsmacht. In Moskau aber lag diese Rate bei 46 Prozent. Wobei im Gegensatz zum übrigen Russland wohlhabende Moskauer, die sich den Kauf eines Autos oder einer Eigentumswohnung leisten können, den Staat noch kritischer betrachten als die Unterschicht.
Und innerhalb dieser Gruppe gibt es ein besonderes Segment von etwa 500 000 Personen, das vor allem aus Topmanagern besteht, aber auch aus hohen Beamten. „Diese Gruppe stellt eine Elite da, die am besten qualifizierten und informierten Geschäftsleute der Hauptstadt“, sagt der Soziologe Sergej Belanowskij, Mitautor der Studie. „Sie sind mit der Einschränkung ihrer wirtschaftlichen Freiheit und dem schlechten Geschäftsklima im Land unzufrieden. Aber vor allem fürchten sie um die Zukunftsperspektiven.“
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„Der Staat ist eine Räuberbande“
„Dieser Staat ist eine Räuberbande“, schimpft etwa der Inhaber eines Moskauer Designerbüros unter dem Siegel der Anonymität. „Es hat gar keinen Zweck für mich, zu expandieren. Weil alle großen Agenturen ihre Gewinne mit erpresserischen Beamten teilen müssen, ob von der Steuer, aus dem Ordnungsamt oder der Polizei.“ Und die superelitäre Zeitschrift „Snob“, die von dem 13 Milliarden Dollar schweren Metallurgiemagnaten Michail Prochorow herausgegeben wird, staunt: „Das Schlimme an Putin ist, dass er lügen kann, ohne mit der Wimper zu zucken.“
Aber solche Hochglanzpamphlete gelten unter Politologen nur als politische Blitzableiter für den Jet Set. Seit der Ölmilliardär Michail Chodorkowskij es 2003 gewagt hatte, sich bei Putin über Korruption in dessen unmittelbarer Umgebung zu beschweren und kurz darauf als vermeintlicher Steuerhinterzieher verhaftet wurde, wagt kein Wirtschaftsoligarch mehr, ernsthaft zu opponieren.
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