Berlin. Wladimir Putins Neigung zu starken Hunden lässt den Verdacht sadistischer Neigungen aufkommen - zumindest bei Angela Merkel. Wann immer der Russen-Premier die Kanzlerin empfing, ließ er sie von seiner schwarzen Labradorhündin Koni beschnuppern.

Dabei wusste der Gastgeber um die Furcht der Besucherin vor großen Hunden, hat sie doch den Biss einer solchen Bestie in Jungmädchentagen nie vergessen. Das wirksamste Instrument des einstigen Geheimdienstagenten Putin bleibt es, anderen Furcht einzuflößen . . .

Nun fürchtet Angela Merkel, dass Wladimir Putin in den Kreml zurückkehrt. Anfang 2012 wählen die Russen ihr neues Staatsoberhaupt. Und das Kanzleramt in Berlin glaubt Signale empfangen zu haben, dass Premierminister Putin sich sein Präsidentenamt zurückholen wird. Selbst für den Fall, den jetzigen Präsidenten Dimitrij Medwedew im Amt zu belassen, will sich den Informationen aus dem Kanzleramt zufolge der machtbewusste Ministerpräsident Putin mit größeren Vollmachten ausstatten lassen und damit die Institution des Staatsoberhauptes schwächen.

Im Tandem Putin-Medwedew zeigen sich bislang zwar keine offenen Konflikte. Aber um die Gunst ihrer Landsleute rivalisieren sie schon, offenbar weil sie beide Ambitionen auf das höchste Amt hegen. Und sie unterscheiden sich nicht nur in ihrem politischen Stil, sondern auch in ihren Zielen: Der konservative Putin sucht Russlands verlorene Größe durch autoritäres Regieren zurückzugewinnen und die Modernisierung des Landes unter der Oberaufsicht des Staates voranzutreiben. Der als liberal eingestufte Medwedew hingegen strebt neben Wirtschaftsreformen auch eine Erneuerung des verkrusteten politischen Systems an. Putins Durchregieren, „Vertikale der Macht“ genannt, steht gegen Medwedews Zuversicht, Russland werde von der Demokratie nicht abrücken.

Lästige Werteorientierung

Die deutsche Kanzlerin hat gerade beim Dreiergipfel in der Normandie Medwedew ermuntert, Russland stärker in Europa zu verankern – wirtschaftlich wie sicherheitspolitisch. Und für Nicolas Sarkozy wie für Merkel ist es eine „gute Botschaft“, dass ihr strategischer Partner Medwedew die Einladung zum Nato-Gipfel im November nicht ausschlug und gar eine Beteiligung am Raketenschild der Westallianz in Aussicht stellte. Kein Zweifel, der besonnene Jurist Medwedew, dem auch Barack Obama den Rücken zu stärken sucht, gilt Merkel als der angenehmere Partner als der barsche, aber tonangebende Putin.

Doch darauf kommt es nicht an. So steht auch Putin in wesentlichen globalen Herausforderungen an der Seite der USA und der EU. Aber die wertorientierte Außenpolitik des Westens ist ihm lästig, er sucht als Gegengewicht die Partnerschaft mit Asien. Putin will Russland neben China und den USA als den Architekten einer neuen Weltordnung in Stellung bringen. Ob sein großrussischer Traum Wirklichkeit wird? Putin bekennt, mitunter seinen treuen Hund Koni zu Rate zu ziehen. Das muss Angela Merkel nicht fürchten.