Karlsruhe. .
Ungewöhnlich: Angela Merkels griff am späten Montagabend massiv in die Parteitags-Regie ein. Die Debatte über Gentests an Embryonen wurde daraufhin entgegen des Zeitplans auf Dienstagmorgen verschoben. Merkel hatte befürchtet, für die wichtige Diskussion bliebe nicht genügend Zeit.
Dass der Parteichefin öffentlich klipp und klar von den eigenen Leute in die Parade gefahren wird, passiert Angela Merkel auch nicht oft. Der Waldbauer Georg von Weichs aus Eslohe im Hochsauerlandkreis kam gestern Abend aber nicht drum herum. Weil Merkel im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Debatte um die umstrittene Präimplantationsdiagnostik (PID) massiv in die Parteitags-Regie eingriff und das emotional aufgeladene Thema entgegen des Zeitplans von Montagabend auf Dienstag verschieben wollte, meldeten sich von Weichs und andere zu Wort. Ihr Tenor: Wir bleiben bei unserer Tagesordnung, notfalls bis in die späte Nacht.
Merkel wiederum wollte nicht behagen, die Redezeit bei diesem für den konservativen Markenkern der Union äußerst wichtigen Thema auf zwei oder drei Minuten pro Redner zu limitieren.
Keine Debatte im Schweinsgalopp
Die Frage, ob man die Untersuchung von künstlich befruchteten Eizellen auf Erbschäden vor der Einpflanzung erlauben oder verbieten muss, sollte in aller Ausführlichkeit geführt werden können; und zwar ohne die Diskutanten zu einem Argumentation im Schweinsgalopp zu zwingen; so ihr Credo. Um die verfahrene Situation zu befrieden, regte Merkel gegen vereinzeltes Murren eine schriftliche Abstimmung an. Ergebnis: 580 von 786 Delegierten folgten ihr. Wenn auch zähneknirschend. So redet die CDU also am Dienstagmorgen ab 9 Uhr über Leben und Tod.