Rom. Der Zentralrat der Juden akzeptiert die "verkorkste" Erklärung des umstrittenen katholischen Geistlichen Williamson nicht. Der 68-Jährige hatte sich für die Leugnung des Holocaust entschuldigt. Der Zentralrat spricht von einem "Bedauern dritter Klasse".
Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, hat die Entschuldigung von Bischof Richard Williamson für seine Holocaust-Leugnung als ein «Bedauern dritter Klasse» zurückgewiesen. «Williamson zieht seine verlogenen Thesen zum Holocaust und dessen Leugnung ja auch keineswegs zurück, er bedauert doch nur, dass seine Worte schädlich gewirkt haben», sagte Graumann am DonnerstagBend im Gespräch mit «Handelsblatt.com».
Williamson habe zudem erklärt, seine Meinung sei vor 20 Jahren «aufgrund der damals vorhandenen Beweise» gebildet worden. «Als ob vor 20 Jahren die Existenz des Holocaust in Zweifel gestanden habe», empörte sich Graumann und fügte hinzu: «Nein: Diese durch und durch verkorkste Erklärung von Williamson nimmt leider überhaupt nichts zurück, sie lässt vielmehr den Schluss zu, er halte die Holocaust-Leugnung, die er ja schon seit Jahrzehnten pathologisch auslebt, weiter aufrecht.»
"Fatale Fehlentscheidung des Vatikan"
Für Graumann ist das Thema damit «keineswegs vom Tisch, sondern aktueller als je zuvor». Er äußerte in diesem Zusammenhang abermals scharfe Kritik an Papst Benedikt XVI., der die Exkommunikation von Williamson trotz der Holocaust-Leugnung wie auch die von drei weiteren traditionalistischen Bischöfen der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft zurückgenommen hatte. «Diese fatale Fehlentscheidung des Vatikan hat bedauerlicherweise weiter Bestand», sagte Graumann.
Williamson hatte sich in einer am Donnerstag in London veröffentlichten Erklärung für seine umstrittenen Aussagen zum Holocaust entschuldigt. Er bitte alle, die sich aufgrund seiner Worte aufrichtig entrüstet hätten, «vor Gott um Vergebung», berichtete die katholische Internetagentur «zenit.org» unter Berufung auf die Erklärung. Williamson hatte vor rund vier Monaten behauptet, dass es für die Existenz von Gaskammern keine historischen Beweise gebe und dass nicht sechs Millionen Juden, sondern 200 000 bis 300 000 Juden von den Nazis ermordet worden seien.
"Schaden und Schmerz"
Papst Benedikt XVI. und Bischof Bernard Fellay hätten ihn ersucht, die Bemerkungen, die er vor vier Monaten gegenüber dem schwedischen Fernsehen gemacht habe, neu zu überdenken, da deren Folgen sehr schwerwiegend gewesen seien, hieß es. «In Anbetracht dieser Folgen kann ich wahrheitsgemäß sagen, dass es mir leidtut, diese Bemerkungen gemacht zu haben, und dass ich sie nicht gemacht hätte, wenn ich im Vorhinein um den ganzen Schaden und den Schmerz gewusst hätte, die diese verursachen würden», heißt es in der Erklärung.
Im schwedischen Fernsehen habe er nur die Meinung eines Nicht-Historikers geäußert, eine Meinung, die sich vor 20 Jahren auf Grundlage der damals verfügbaren Beweise herausgebildet habe und seither selten in der Öffentlichkeit geäußert worden sei, erklärte der Bischof der umstrittenen erzkonservativen Pius-Bruderschaft. (ddp)