Berlin. Die Bundesregierung hat den umstrittenen Einsatz von vier Radarflugzeugen in Afghanistan beschlossen. Dem muss noch der Bundestag zustimmen. Im Gegensatz zu den Tornado-Aufklärungsflugzeugen können Awacs-Flugzeuge digitale Bilder in Echtzeit übertragen.
Die Bundesregierung hat am Mittwoch die Ausdehnung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan auf den Weg gebracht. Der Bundestag muss dem von der NATO geplanten Einsatz von Awacs-Aufklärern noch zustimmen. Verteidigungsminister der NATO-Staaten hatten bereits am Freitag in Brüssel beschlossen, dass vier der Aufklärungsflugzeuge in Zukunft den Luftverkehr über Afghanistan überwachen sollen. Der Einsatz der vier Radarflugzeuge ist in Deutschland umstritten. Bis zu 300 deutsche Soldaten können entsendet werden.
Starkes Radar überwacht Umkreis von 400 Kilometern
Awacs steht für Airborne Warning and Control Systems - «luftgestützte Warn- und Kontrollsysteme». Die Flugzeuge können mit ihrem starken Radar aus einer Höhe von 30.000 Fuß einen Umkreis von bis zu 400 Kilometern überwachen. Im Gegensatz zu den Tornado-Aufklärungsflugzeugen können Awacs-Flugzeuge auch digitale Bilder in Echtzeit übertragen und Kampfeinsätze dirigieren.
Awacs-Hauptstützpunkt ist seit 1982 Geilenkirchen bei Aachen. Dort sind 17 der Flugzeuge sowie drei Schulungs- und Transportmaschinen stationiert. Die multinational zusammengesetzte Crew besteht jeweils aus 16 Spezialisten - vom Piloten bis zum Einsatzleiter. Die Besatzungsmitglieder kommen aus 14 NATO-Staaten, ein Drittel sind Bundeswehrsoldaten. Insgesamt sind nach NATO-Angaben rund 3100 Soldaten und Zivilisten für AWACS im Einsatz.
Bei den Flugzeugen handelt es sich um mit Aufklärungstechnologie ausgestattete Versionen der Boeing E-3A. Sie gehören zu den wenigen Militärgeräten, die direkt im Besitz der atlantischen Allianz sind und nicht nur von den Mitgliedstaaten zur Verfügung gestellt werden. In den 1990er Jahren waren Awacs-Flugzeuge über dem Balkan im Einsatz. Die Maschinen werden auch bei Gipfeltreffen von NATO oder G-8, Besuchen des US-Präsidenten oder des Papstes sowie bei großen Sportereignissen eingesetzt.
Die Flugzeuge sind 800 Stundenkilometer schnell und können ohne Betankung neun Stunden in der Luft bleiben. Kurz vor dem Irakkrieg 2003 waren vier Awacs-Maschinen auf dem Luftwaffenstützpunkt Konya stationiert und zur Überwachung im türkischen Luftraum eingesetzt. Nun sollen die fliegenden Radarsysteme erstmals in Afghanistan eingesetzt werden. 100 der 250 Mann Besatzung stellt die Bundeswehr. Das fliegende Radarsystem soll ein Luftlagebild erstellen: bemannte und unbemannte Flugzeuge sollen erfasst und identifiziert werden.
Im Krisenfall schnell verlegbar
Gegenüber Boden-Radarsystemen haben die Awacs-Maschinen entscheidende Vorteile: Sie können im Krisenfall schnell verlegt und nicht so leicht angegriffen werden. Für die Awacs-Flotte arbeiten Soldaten aus insgesamt zwölf NATO-Staaten. Die Mannschaften leiten unter anderem Lufteinsätze und führen Aufklärungseinsätze und Lufttransporte durch. (afp/ddp)