Berlin. .

In Berlin beklagen Lehrer eine zunehmende „Deutschen-Feindlichkeit“ unter Heranwachsenden muslimischer Herkunft. Im Brennpunkt sind „Problemschulen“ mit hohem Migrantenanteil.

Vier Jahre nach der Gewalteskalation an der Neuköllner Rütli-Schule kommt ein neuer Hilferuf aus der Berliner Lehrerschaft: In einigen Problemschulen würden deutschstämmige Schüler von Migrantenkindern gemobbt, ausgegrenzt und sogar bedroht. Die Berliner CDU will am Donnerstag im Abgeordnetenhaus eine Aktuelle Stunde über die so genannte „Deutschenfeindlichkeit“ beantragen.

Den Anstoß hatten zwei Berliner Lehrer gegeben: In einem Beitrag für die Gewerkschaftszeitung der GEW beklagten Andrea Posor und Christian Meyer „eine Art von Deutschenfeindlichkeit“ in Brennpunktschulen mit hohem Migrantenanteil. Viele deutschstämmige Schüler, so die beiden Pädagogen, litten unter „Spießrutenlaufen“ auf dem Schulhof, ihre Namen würden verballhornt, sie fühlten sich als Minderheit isoliert.“

„Es geht um westliche Werte“

Bislang gibt es keine Zahlen dazu“, räumt CDU-Bildungspolitiker Sascha Steuer ein. Den umstrittenen Begriff „Deutschenfeindlichkeit“ findet Steuer dagegen unproblematisch. „Ich weiß ja, was damit gemeint ist.“ Es gehe allerdings nicht nur um Deutsche. „Es geht um westliche Werte und Lebensvorstellungen insgesamt.“ Kritiker werfen der CDU vor, das Thema ausgerechnet in dem Moment zu besetzen, da mit der neuen Anti-Islam-Partei des abtrünnigen Parteifreunds René Stadtkewitz Konkurrenz vom rechten Rand droht.

Deutliche Worte fand wie üblich der Neuköllner SPD-Mann Heinz Buschkowsky: „Es wäre falsch, das Thema nicht zuzulassen, Das zeigt schon der Fall Sarrazin“, warnte der streitbare Bezirksbürgermeister gestern in einem Zeitungsinterview. „Es geht um mehr als um das Revierverhalten von pubertierenden Jugendlichen.“ Die Abschottung gegen westlich erzogene Schüler sei ein „kulturell muslimisches Problem“.

Macho-Gehabe aus Frust

Dem widersprechen die beiden GEW-Autoren: „Deutschenfeindlichkeit ist eine Frage sozialer Bedingungen.“ Viele Migrantenkinder in den Problemkiezen von Neukölln oder Kreuzberg würden ihre Frustration und Perspektivlosigkeit durch Macho-Gehabe kompensieren. Ein Verhalten, das sich nicht nur gegen Deutschstämmige richtet, wie die Neuköllner Gesamtschullehrerin Mechthild Unverzagt weiß, sondern auch gegen leistungsbereite Einwandererkinder.