Kairo. Der Hardliner an der Staatsspitze bekommt starke Konkurrenten - auch aus dem eigenen konservativen Lager. Dort ist man höchst unzufrieden mit der Lage des Landes Der Ausgang der Präsidentenwahl ist damit höchst ungewiss.
Fünf Tage hatten Kandidaten für die iranische Präsidentenwahl Zeit, sich im Teheraner Innenministerium offiziell zu registrieren. Seit gestern ist das Rennen für den 12. Juni eröffnet. Mehr als 250 Bewerber haben ihre Unterlagen eingereicht, darunter auch einige dutzend Frauen. Zwar wird der Wächterrat noch kräftig sieben, doch eine wirkliche Chance im Kampf um das Spitzenamt haben nur vier Politiker. Zwei aus dem Lager der Reformer, zwei aus dem Lager der Konservativen.
Sah Amtsinhaber Ahmadinedschad in den vergangenen Wochen aus wie der sichere Sieger, weht ihm nun ein heftiger Wind ins Gesicht. Schuld sind nicht nur seine beiden Herausforderer aus dem Reformlager – der Ex-Sprecher des iranischen Parlaments, Mehdi Karoubi, sowie der frühere Premierminister in den Kriegsjahren 1980 bis 1988, Mir-Hossein Musawi. Schuld ist vor allem der 54-jährige Mohsen Rezai, langjähriger Chef der Revolutionären Garden, Mitbegründer der Hisbollah und Mitglied im Schlichtungsrat, der im Konfliktfall zwischen Wächterrat und Parlament vermittelt.
Rezai ist strammer Anhänger der islamischen Revolution, trotzdem will er eine Wiederwahl Ahmadinedschads verhindern. Insofern zeigt seine überraschende Kandidatur einen tiefen Riss im konservativen Lager. Mächtige Kleriker und Politiker scheinen entschlossen, eine zweite Amtszeit des populistischen Hardliners zu torpedieren.
Ihre Gründe unterscheiden sich kaum von der Kritik der Reformer Musawi und Karoubi. Im Inneren herrschen Missmanagement, Arbeitslosigkeit und hohe Inflation. Die Rekordeinnahmen aus dem Ölpreisboom sind verschleudert worden. Dazu ging Ahmadinedschad mit seiner Atompolitik und den harschen Äußerungen über Israel und seiner Leugnung des Holocaust auf Konfrontationskurs. Auch konservative Kreise sorgen sich wegen der wachsenden Kriegsgefahr und der ramponierten Beziehungen zur internationalen Gemeinschaft.
Sie versprechen ein Ende der Schnüffelei
Anders als Rezai versprechen Karoubi und Musawi zudem, mit dem Herumschnüffeln islamischer Tugendwächter im Privatleben der Bürger Schluss zu machen. Ahmadinedschad hat seine Basis vor allem auf dem Land und bei unteren sozialen Schichten. Hauptgegner Musawi wirbt mit dem Nimbus als Retter im Golfkrieg, mit dem Profil des Staatsmanagers und Wirtschaftsexperten, was auch moderate Konservative anziehen soll. Er genießt die Rückendeckung von Ex-Präsident Chatami. Karoubi nimmt für sich in Anspruch, frustrierte Wähler im Reformlager mobilisieren zu können, deren Stimmen er in der zweiten Runde auf Musawi umlenken will. Wie das ausgeht, ist ungewiss. Ein glatter Sieg Ahmadinedschads in der ersten Runde ist aber unwahrscheinlich geworden.