Berlin. .

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für die meisten Bürger wichtiger als Steuererleichterungen. Arbeitnehmer wünschen sich laut der neuesten Allensbach-Studie „Familienmonitor 2010“ mehr Zeit für ihre Partner und die Kinder.

Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist vielen Bundesbürgern wichtiger als Steuersenkungen oder die Gesundheitsreform. Das geht aus dem neuen Familienmonitor 2010 des Allensbach-Instituts hervor, den Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) am Dienstag in Berlin vorstellte. Arbeitnehmer wünschen sich demnach vor allem mehr Zeit für ihre Familie. „Zeit ist die Leitwährung einer modernen Familienpolitik“, erklärte Schröder.

Moderne Unternehmenskultur als Voraussetzung

Die Familienministerin bekräftigte ihr Ziel, bessere Voraussetzungen für eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu schaffen. Dafür seien flexiblere Arbeitszeiten und eine Unternehmenskultur nötig, „die nach der Qualität geleisteter Arbeit und nicht nach der Präsenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fragt“.

Die dringlichen politischen Aufgaben werden laut der Umfrage zwar noch immer von der Wirtschaftskrise bestimmt. So hat für 62 Prozent die Eindämmung der Staatsverschuldung Vorrang. Die Familie ist für 78 Prozent aber nach wie vor der wichtigste Lebensbereich. Etwa jeder Zweite hält die Förderung junger Familien (52 Prozent) und die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (48 Prozent) für besonders wichtig.

34 Prozent der Mütter berichten allerdings davon, dass sie beides schlecht vereinbaren können. Sie wünschen sich eine Ganztagsbetreuung von Kindern (54 Prozent), an die Arbeitszeiten angepasste Betreuungszeiten von Kindergärten und Schulen (56 Prozent) sowie eine stärkere finanzielle Förderung (53 Prozent). 60 Prozent der Väter und 41 Prozent der Mütter würden zudem gern ihre Arbeitszeit reduzieren.

Zweijährige Familienpflegezeit geplant

Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege rückt zunehmend ins Blickfeld. 74 Prozent der Bevölkerung bewerten die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf derzeit als schlecht. 87 Prozent messen dem Thema in der Zukunft eine wichtige Rolle bei. Schröder bekräftigte ihre Pläne für die Einführung einer Familienpflegezeit. Das Modell sieht vor, dass Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit über einen Zeitraum von maximal zwei Jahren auf bis zu 50 Prozent reduzieren können, dabei dann aber 75 Prozent ihres Gehalts beziehen. Zum Ausgleich müssten sie später wieder voll arbeiten, bekämen aber in diesem Fall weniger Gehalt und zwar so lange, bis das Zeitkonto wieder ausgeglichen ist.

Im Auftrag des Bundesfamilienministeriums hat das Institut für Demoskopie Allensbach bereits zum dritten Mal die Entwicklung des Familienlebens in Deutschland repräsentativ untersucht. Vom 10. bis 23. April wurden dazu im gesamten Bundesgebiet insgesamt 1814 Menschen befragt, darunter 435 Mütter und Väter mit Kindern unter 18 Jahren. (afp)

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