München. .

Das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken sucht einen Weg durch die tiefe Krise. Kontrovers diskutierten die katholischen Laien, inwiefern bei Missbrauchsfällen die Justiz eingeschaltet werden sollte. Mixas Eingeständnis, zumindest geohrfeigt zu haben, bestimmte viele Gespräche.

„Wir leiden mit unserer Kirche, und wir leiden an unserer Kirche – aber es bleibt unsere Kirche.“ So brachte Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZDK), am Freitag die Stimmung des Kirchenvolks auf den Punkt. Auf seiner Frühjahrstagung in München suchte das oberste katholische Laiengremium einen Weg durch die tiefe Krise, in die die Welle von Missbrauchsfällen die katholische Kirche und ihre Mitglieder gestürzt hat. Eine „konsequente Erneuerung“ der Kirche sei nötig, fordert der CSU-Politiker Glück, ließ aber offen, in welche Richtung diese konkret gehen soll.

Applaus für Jesuitenpater

Glück sprach von einem „Lernprozess“, der in der Kirche zu veränderten Prioritäten geführt habe. „Im Mittelpunkt stehen jetzt die Opfer, nicht mehr ein falsch verstandener Schutz der Kirche.“ Den macht Glück dafür verantwortlich, dass sich „das Übel des Missbrauchs über so viele Jahre und in so großer Zahl entwickeln konnte“.

Viel Applaus gab es für den Jesuitenpater Klaus Mertes, der Ende Januar mit seinem Brief über Missbrauchsfälle am von ihm geleiteten Canisius-Kolleg in Berlin die Welle ausgelöst hatte. Während Mertes in konservativen Kirchenkreisen nach wie vor als Nestbeschmutzer gebrandmarkt wird, dankte ihm Glück „für seinen Durchbruch durch die Schweigemauer“. Mertes betonte mit Blick auf die Missbrauchsfälle, neben der Tat an sich schmerze die Opfer „die unangemessene Reaktion der Institution oft viel mehr“. Deshalb gingen alle Versuche daneben, die Institution als Opfer darzustellen. „Solche Umdeutungen sind eigentlich eine Fortsetzung des Missbrauchs.“

Kontrovers diskutierten die katholischen Laien, inwiefern bei Missbrauchsfällen die Justiz eingeschaltet werden sollte. Pater Mertes sprach von einem „Dilemma“: Die Kirche solle – deutlicher als bisher – mit der Justiz zusammenarbeiten. Viele Opfer hätten jedoch gar kein Interesse daran, mit den Tätern konfrontiert zu werden. Auch der Duisburger Rechtsanwalt Wolfgang Tings forderte, in entsprechenden Verfahren müsse „das Opfer das Tempo vorgeben“.

Grünen fordern Rücktritt

ZDK-Präsident Glück sagte, er sehe mittlerweile „bei allen Bischöfen den Willen zur Aufklärung“, allerdings gebe es „Irritationen und Bemerkungen durch Schuldzuweisungen nach außen“. Mit Blick auf den heftiger Prügelstrafen in seiner früheren Funktion als Lehrer und Pfarrer beschuldigten Augsburger Bischof Mixa sagte Glück: „Ich denke schon, dass er bei der Thematik nicht gut beraten war.“ Mixas Eingeständnis, zumindest geohrfeigt zu haben, bestimmte viele Gespräche am Rande der ZDK-Tagung. Rücktrittsforderungen, wie sie etwa der kirchenpolitische Sprecher der Grünen und ZDK-Mitglied, Josef Winkler, formulierte, wollte sich Glück nicht anschließen.

Für Elisabeth Mantlik vom Diözesanrat im Bistum Augsburg ist die Debatte um Mixa „ein Trauerspiel“. „Diese Unehrlichkeit hat weder die Institution noch haben sie die Gläubigen verdient.“