Berlin/Hamburg. .
Zum Thema sexueller Missbrauch wird es zwei getrennte Runde Tische geben. Familienministerin Kristina Schröder distanzierte sich von der Gesprächsrunde der Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger, die alleine die katholische Kirche in der Verantwortung sehe.
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hat das Vorgehen der Bundesregierung verteidigt, zwei getrennte runde Tische zum Thema sexueller Missbrauch abzuhalten. Zugleich distanzierte sie sich indirekt von Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), die bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle vor allem die katholische Kirche in der Verantwortung sieht. „Sexueller Missbrauch ist nicht nur ein Thema der Kirchen. Deshalb sollten wir sie auch nicht einseitig an den Pranger stellen. Probleme mit Kindesmissbrauch gibt es in unterschiedlichen Bereichen, etwa in Internaten, in Sportvereinen, aber auch in der Familie selbst“, sagte Schröder der „Financial Times Deutschland“ (Freitagausgabe).
Bei ihrem runden Tisch gehe es um Prävention, um Aufklärung und Ursachenforschung. „Mein Ziel ist eine Selbstverpflichtung von Einrichtungen wie Schulen und Vereinen, wie sie sich in konkreten Missbrauchsfällen zu verhalten haben“, betonte die Familienministerin. Sie wolle „über die Ursachen sexuellen Missbrauchs“ sprechen sowie über Möglichkeiten, „zu verhindern, dass pädophil veranlagte Männer zu Tätern werden“.
Unstimmigkeiten zwischen Schöder und Leutheusser-Schnarrenberger
Nach Unstimmigkeiten über den Umgang mit dem Thema hatten Schröder und Leutheusser-Schnarrenberger vergeblich versucht, einen gemeinsamen runden Tisch zustande zu bringen. Schröder wird am 23. April gemeinsam mit Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) sowie Vertretern von Familienverbänden, Internatsträgern, beiden großen Kirchen, der freien Wohlfahrtspflege und Ärzten über Konsequenzen aus den jüngsten Missbrauchsfällen reden. Leutheusser-Schnarrenberger hat für den 25. März Erzbischof Robert Zollitsch zum Gespräch eingeladen.
Die Bundesjustizministerin betonte am Donnerstag in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“, dass der von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder und Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) einberufene Runde Tisch sich ausdrücklich nicht damit befassen werde, was für „die Opfer von Missbrauch aus der Vergangenheit“ getan werden könne. Leutheusser-Schnarrenberger sagte, sie berufe ihren Runden Tisch ein, um gerade dort, wo „wegen eingetretener Verjährungsfrist strafrechtlich nichts mehr passieren“ könne, den Opfern ein Stück Gerechtigkeitsgefühl zu vermitteln.
Kirche entscheidet sich für Gespräch mit Schröder und Schavan
Die katholische Kirche dagegen bleibt bei ihrem Plan, am Schröder-Schavan-Tisch teilzunehmen und der Veranstaltung der Justizministerin fernzubleiben. „Wichtig war uns, dass der Runde Tisch wirklich ein runder Tisch ist, nicht ein Oben und Unten“, sagte der Beauftragte der Katholischen Kirche für Missbrauchsfälle, Bischof Stephan Ackermann. (ddp)