Dortmund. Die Ermittler der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg verfolgen bis heute NS-Straftäter in ganz Europa. Neue Anzeigen gehen bei der Dortmunder Staatsanwaltschaft immer wieder ein.

106 000 NS- und Wehrmachtsangehörige wurden seit Kriegsende der einschlägigen Verbrechen beschuldigt. 13 000 wurden angeklagt. Gerade 6498 wurden verurteilt. 24 große Voerermittlungskomplexe sind offen. So ist der Stand der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg.

Das Kapitel der Verbrechen aus Krieg und Nazizeit ist längst nicht abgeschlossen, sagt auch Oberstaatsanwalt Ulrich Maaß. Er meint damit nicht nur die Akte Demjanjuk, die jetzt Sache der Münchner Justiz ist. Er meint auch die Aussage irgendwo aus dem Ruhrgebiet, die er in diesen Tagen auf den Tisch bekommen hat: Der Onkel sei nicht ganz nüchtern gewesen, haben die Zeugen erzählt, dann habe er geplaudert, was er damals in Italien gemacht habe...

Mühsame Kleinarbeit

Maaß leitet bei der Staatsanwaltschaft in Dortmund die Aufklärung und Verfolgung der NS-Taten, soweit sie NRW betreffen. 17 Vorgänge liegen auf seinem Schreibtisch. Zehn der Spuren aus NRW führen nach Italien, andere nach Polen oder auch Frankreich wie nach Maille bei Tours, wo am 25. August 1944 deutsche Truppen 124 Menschen umbrachten, 44 Kinder darunter.

Die Beweisaufnahme in Nazi-Verfahren oder Verfahren gegen die Wehrmacht ist manchmal mühsame Kleinarbeit, gibt Maaß die Erfahrung der Ermittler wieder. Nicht nur weil die Täter oft über 90 Jahre alt sind und auch die Zeugen in den 80ern sein können. Zahlreiche Verdächtige sind (wie eben Demjanjuk) gar keine Bundesbürger. Oder Unterlagen sind vor der Befreiung der Lager vernichtet worden wie die Papiere des Frauen-KZ in Ravensbrück.

Es ist eben viel Recherche zu erledigen mit Dokumenten, in den Archiven. Deshalb gehen Fahnder wie Oberstaatsanwalt Maaß aus Dortmund nicht selten sehr schematisch vor, wenn sie so eine Meldung wie die von dem Onkel aus dem Ruhrgebiet erhalten: Name, Vorname, Geburtsdatum checken, auch Wehrmachtsteil, Einheit. Man vergleicht, wann der Beschuldigte in der Einheit und wann die Einheit am Tatort stationiert war. So nähern sich die Fahnder dem Geschehen. Auch 2009 noch.