München. Der mutmaßliche NS-Kriegsverbrechers John Demjanjuk ist haftfähig, so eine Sprecherin der Justizvollzugsanstalt Stadelheim. Die für einen Prozess entscheidende Frage der Verhandlungsfähigkeit ist damit aber noch nicht geklärt.

Der mutmaßliche NS-Kriegsverbrechers John Demjanjuk ist haftfähig. «Unsere Ärzte haben gesagt, er ist haftfähig», sagte eine Sprecherin der Justizvollzugsanstalt Stadelheim am Mittwoch in München zu den Ergebnissen der ersten Untersuchungen des 89-Jährigen. Die für einen Prozess entscheidende Frage der Verhandlungsfähigkeit ist damit aber noch nicht geklärt. Ein medizinisches Gutachten dazu wird noch erarbeitet.

Der Pflichtverteidiger des mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrechers John Demjanjuk, Günther Maull. (Foto: ddp)
Der Pflichtverteidiger des mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrechers John Demjanjuk, Günther Maull. (Foto: ddp) © ddp

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft München I, Anton Winkler, sagte, der Gutachter müsse den 89-Jährigen gründlich untersuchen und dann die Untersuchungsergebnisse auswerten. Es liege nicht in der Hand der Staatsanwaltschaft, wann dies abgeschlossen werde. «In dieser Woche rechne ich nicht mehr mit einer Entscheidung. Wenn, dann frühestens nächste Woche.»

Verteidiger bestreiten Verhandlungsfähigkeit

Die Verteidiger Demjanjuks argumentieren, ihr Mandant sei allein deshalb nicht verhandlungsfähig, weil er permanent Schmerzmittel nehmen müsse und sich wegen der Einnahme der Medikamente nicht selbst verteidigen könne. Dies ist aber Voraussetzung für eine Verhandlungsfähigkeit.

Demjanjuk war am Dienstag aus den USA nach München abgeschoben worden. Zuvor hatte die Familie des Rentners mit Verweis auf dessen angeblich schlechten Gesundheitszustand über Monate die Abschiebung zu verhindern versucht. Demjanjuk soll 1943 für ein halbes Jahr KZ-Wächter im NS-Vernichtungslager Sobibor gewesen sein. Er soll dafür wegen Beihilfe zum Mord in 29.000 Fällen angeklagt werden. (afp)

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