Der scheidende Präsident der UN-Vollversammlung Srgjan Kerim zieht Bilanz.Fortschritte habe er bei der Sicherheitsrat-Reform und in der Klimapolitik erzielt

Srgjan Kerim  Foto: WAZ, Andreas Köhring
Srgjan Kerim Foto: WAZ, Andreas Köhring © Andreas Köhring

New York. Srgjan Kerim hat als Präsident der UNO-Vollversammlung viel erreicht. Nun hat der UN-Generalsekretär den WAZ-Manager und früheren mazedonischen Außenminister zum UN-Sonderbeauftragten für Klimaschutz ernannt. Im Gespräch mit Korrespondent Thomas J. Spang zog er Bilanz.

In sprichwörtlich letzter Minute Ihrer Präsidentschaft gelang Ihnen ein Durchbruch auf dem Weg zur Reform des Weltsicherheitsrats.

Kerim: Das war ein hochdramatisches Finale an meinem letzten Tag als Präsident der Vollversammlung. Nach 15 zähen Jahren haben wir endlich den Durchbruch auf dem Weg geschafft, den Sicherheitsrat zu reformieren. Wenn es eine Leistung gibt, auf die ich stolz bin, dann die vereinbarte Aufnahme formeller Verhandlungen zwischen den Regierungen über eine Reform des Sicherheitsrats.

Wie haben Sie überredet?

Kerim: Ich habe klar gemacht, dass allen daran gelegen sein muss, den Prozess voran zu treiben. Eine UNO, die besser funktioniert, hilft allen. Und ich habe mich dafür eingesetzt, nicht nur den Sicherheitsrat, sondern alle Organisationen zu reformieren. Wir haben das in der Vollversammlung selber praktiziert, indem wir zum Beispiel einen regelmäßigen Austausch mit dem UN-Generalsekretär organisierten.

Eine effektive UNO setzt voraus, dass die Großen bereit sind, auf Souveränität zu verzichten. Müssen die Europäer hier voran gehen?

Kerim: Die Stärkung der regionalen Organisationen muss im Vordergrund stehen. Ich kann mir einen Sicherheitsrat mit 24 Mitgliedern vorstellen, in den Afrika, Asien/Australien, Europa und Amerika jeweils sechs Vertreter entsenden. Die Entscheidung über die Mitglieder bliebe den Regionen überlassen. Damit hätten auch die kleinen Staaten Einiges zu sagen.

Ist eine Liga der Demokratien, für die McCain wirbt, eine realistische Option?

Kerim: Das führte letztlich zu einer Spaltung und einer Rückkehr zwischenstaatlicher Allianzen wie wir sie aus dem 19. Jahrhundert kennen. Tatsächlich haben sich die Vereinten Nationen als Motor der Demokratisierung erwiesen. Bei der Gründung der UNO konnten sie die Demokratien noch an beiden Händen abzählen. Heute gibt es mehr als fünf Mal so viele Staaten mit einer demokratischen Ordnung.

In welchem Bereich haben Sie sonst viel erreicht?

Kerim: Eindeutig beim Klimawandel. Wir haben die politische Stimmung in der Weltgemeinschaft in einem Dreischritt umgedreht: von Ignoranz über Akzeptanz zu aktiver Hilfe.