Düsseldorf. Wie hält es die NRW-SPD mit der Linkspartei? Sie bleibt eine Option für die Landtagswahl, doch SPD-Chefin Hannelore Kraft stellt im WAZ-Interview fest: Im jetzigen Zustand ist die Linke kein Koalitionspartner, so die mögliche neue Bundes-Vize.

Frau Kraft, ist der Absturz der SPD am Wahlsonntag in NRW eine Vorentscheidung für die Landtagswahl?

Hannelore Kraft: Nein. Wir haben weiter eine gute Chance. Wir werben in NRW mit guten Positionen. Wir wollen Aufstieg über Bildung wieder möglich machen. Wir wollen den Industriestandort NRW ökologisch weiterentwickeln. Das Rennen ist offen.

Sie wollen Ministerpräsident Rüttgers ablösen. Mit welchem Koalitionspartner?

Kraft: Das hängt davon ab, mit welcher Partei wir SPD-Politik am besten realisieren können. Wir setzen Mehrheiten ja nicht wie in einem Baukasten zusammen. Entscheidend sind die Inhalte. Und wichtig sind Personen, mit denen man vertrauensvoll zusammenarbeiten kann.

Bewegt sich die SPD jetzt nach links?

Kraft: Nach dem Wahldesaster müssen wir uns inhaltlich und personell neu ausrichten. Die Menschen haben uns nicht mehr vertraut. Um dieses Vertrauen zurückzugewinnen, müssen wir klarer werden: eindeutige Positionen gegen die Lohnspirale nach unten. Wir müssen die Sorge der Menschen vor dem Abstieg aufnehmen.

Nochmal: Rücken Sie an die Linkspartei heran?

Kraft: Es gilt: Wir suchen die Auseinandersetzung, nicht die Zusammenarbeit. Unsere Inhalte sind klar. Die Linkspartei muss entscheiden, ob sie sich darauf zubewegt und ihre Wünsch-dir-was-Politik der Realität anpasst. Das ist bisher nicht zu erkennen bei einer Partei, die zum Beispiel Schlüsselindustrien verstaatlichen will.

Halten Sie die Linke in NRW für regierungsfähig?

Kraft: In dieser Verfassung ist sie nicht regierungsfähig.

Warum schließen Sie dann eine Koalition mit ihr nicht aus? Ihr Parteivize Jochen Ott sagt, Rot-Rot-Grün bleibe eine Machtoption.

Kraft: Auch ich bin grundsätzlich gegen jede Ausschließeritis. Ich bin mir da übrigens einig mit Herrn Pinkwart, der sich für die FDP mehrere Möglichkeiten offen hält.

Sie wollen Vizechefin der Bundes-SPD werden. Was versprechen Sie sich davon?

Kraft: Der Landesvorstand hat mich einstimmig vorgeschlagen. Der Neuaufbau der SPD muss nicht zuletzt über die Länder erfolgen. Dabei will sich die NRW-SPD mit ihren pragmatischen Positionen stark einbringen.