Düsseldorf. Der Ministerpräsident ist mit mehreren Beamten in London „offiziell“ dabei. Eine weitere Ministerin drückt dem BVB privat die Daumen.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) wird mit einem Mitarbeiterstab der Staatskanzlei an diesem Samstag zum Champions League-Finale zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid nach London reisen.

„Er wird jenseits von für Sicherheit zuständigen Beamten wie üblich durch sein persönliches Büro und das Landespresse- und Informationsamt begleitet“, bestätigte eine Sprecherin der Staatskanzlei auf Anfrage unserer Redaktion. Wieviele Tickets für das Wembley-Stadion genau von der Landesregierung in Anspruch genommen werden und auf wessen Einladung die Gruppenreise erfolgt, blieb unklar. Wüst ist offenbar nur Zuschauer und Repräsentant des Heimatlandes von Borussia Dortmund, hat aber im Finalzeremoniell keine offizielle Funktion.

Beim Wembley-Finale 2013 waren noch Merkel und Kraft auf der Tribüne

Begehrte Karten für das Champions League-Finale der Kategorie 1 (Originalpreis 710 Euro) wurden auf Verkaufsbörsen im Internet für mehrere Tausend Euro gehandelt. Zehntausende BVB-Fans sind trotzdem leer ausgegangen. Beim letzten Wembley-Finale mit Dortmunder Beteiligung vor elf Jahren saß die damalige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) auf Einladung des europäischen Fußballverbandes UEFA zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf der Tribüne. Inwieweit damals ebenfalls ein Beamtentross aus NRW mit nach London reisen durfte, ließ sich am Freitag nicht mehr ermitteln.

Immer auf Tuchfühlung mit Pokalen: NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) suchte vergangene Woche die Nähe von Bayer Leverkusen, dieses Wochenende ist der BVB dran.
Immer auf Tuchfühlung mit Pokalen: NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) suchte vergangene Woche die Nähe von Bayer Leverkusen, dieses Wochenende ist der BVB dran. © dpa | Sascha Thelen

„Darüber hinaus reist kein weiteres Mitglied der Landesregierung in offizieller Funktion zum Champions League-Finale“, erklärte die Sprecherin der Staatskanzlei. Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) ist offenbar privat an Tickets gekommen. „Privat“ bedeutet: Auch Mitglieder der Landesregierung müssen Flug, Hotel und Eintrittskarte selbst bezahlen. Die Einladung von Amtsträgern durch Unternehmen kann bei solchen Premium-Events juristisch schnell heikel werden. Ihre Reise nach Wembley hatte die in Dortmund gebürtige Ministerin Brandes jüngst am Rande der Aufführung der Theateradaption „Die Nacht von Sevilla“ bei den Ruhrfestspielen selbst öffentlich gemacht.

Beim Bundesliga-Finale 2023 brachte Wüst dem BVB kein Glück

Ministerpräsident Wüst gilt bislang nicht als Glücksbringer des BVB. Am letzten Bundesliga-Spieltag der vergangenen Saison hatte der CDU-Politiker auf der Tribüne die Daumen gedrückt, als Dortmund die sicher geglaubte Meisterschaft gegen Mainz 05 verspielte. Dafür hatte FC Köln-Fan Wüst sogar eine Einladung zum Saisonfinale seines Vereins im Rhein-Energie-Stadion gegen den späteren Meister Bayern München ausgeschlagen.

Für Regierungschef Wüst ist es das zweite Wochenende in Folge mit Fußball-Kontakt. Am vergangenen Sonntag empfing er auf dem Rollfeld des Flughafens Köln/Bonn die Meistermannschaft von Bayer Leverkusen, die nach dem Sieg im DFB-Pokalfinale aus Berlin zurückkehrte. Kommende Woche wird Wüst das International Police Cooperation Center (IPCC) in Neuss besuchen, das während der Fußball-Europameisterschaft die Polizei-Arbeit koordiniert.