An Rhein und Ruhr. .

Ob Schauspieler, Sänger, Politiker oder Bischof - das deutsche Traumfinale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund lässt die Prominenz nicht kalt. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihren Besuch im Londoner Wembleystadion angekündigt. Für welche Mannschaft sie die Daumen drücken werde, sagte sie nicht: „Ich bin deutsche Bundeskanzlerin und sage: Deutschland. Damit bin ich ganz auf der sicheren Seite.“

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat es da leichter. Die Anhängerin von Borussia Mönchengladbach kann sich problemlos auf die Seite der Dortmunder schlagen. Aber nicht nur, weil der Verein aus NRW kommt. „Der BVB spielt attraktiven Fußball, schnell in die Spitze, frühes Pressing - das haben die Bayern von den Dortmundern abgekupfert“, meint die SPD-Politikerin über das Spiel gegen den FC Bayern München. „Das wird ein Duell auf Augenhöhe.“ Und sie schaut sich das Duell ebenfalls im Wembley-Stadion an. Ihr Tipp: „2:1 für den BVB.“

Ganz so nah dran ist Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck nicht. Er ist als Militärbischof mit Bundeswehrsoldaten unterwegs auf Wallfahrt im französischen Lourdes. Heute Abend ist die große Lichterprozession. Also nichts mit Champions League? „Doch! Die Prozession findet ohne uns statt. Ich schaue mit 800 Soldaten zusammen das Spiel.“ Er hat dafür gesorgt, dass technisches Equipment vorhanden ist. „Eigentlich bin ich Schalke-Fan“, sagt er. „Aber als Bischof im Ruhrbistum muss ich jetzt vorübergehend zu Schwarzgelb wechseln.“ Auch er tippt auf 2:1 für Dortmund.

Beim Thema Fußball klappt die Ökumene bestens. Auch der evangelische Präses im Rheinland, Manfred Rekowski, tippt 2:1 für den BVB. Der Wuppertaler ist schon seit 13 Jahren Mitglied bei der Borussia, hat die Mitgliednummer 76 420. Er schaut heute gemeinsam mit seinem Sohn Christoph. Für Spannung ist gesorgt: der 27-Jährige ist Bayern-Fan. „Meine Frau hofft wohl auf ein Unentschieden“, meint Rekowski. Vergeblich.

Auch Udo Jürgens ist ein Fußballfan. Der Österreicher sagte in Oberhausen beim Interview mit der NRZ: „Ich schätze, dass die Bayern ein klein wenig die Nase vorn haben, auch wenn es ungerecht erscheint. Aber Fußball ist wie das Leben: Das Leben fragt auch nicht nach Gerechtigkeit. Wenn ich Orakel spielen soll, sage ich, dass eine der Mannschaften vier Tore schafft.“

Sänger Kollege Peter Maffay, der gestern zwischen zwei Tournee-Terminen das Weseler „Tannenhäuschen“ rockte, sieht dem Finale wenig leidenschaftlich entgegen: „Ich habe früher Handball gespielt und bin, außer dass ich ab und zu mit meinem neunjährigen Sohn kicke, der im Nachbarort im Verein spielt, nicht so fußball-affin.“ Immerhin findet der deutsche Star die Tatsache, dass zwei deutsche Teams im Finale stehen, „witzig“ und verrät: „Sieger wird Deutschland sein.“

Ganz so unparteiisch mag der nordrhein-westfälische FDP-Chef Christian Lindner nicht sein. Er weiß, was gut ankommt. „Da bin ich Patriot“, sagt er. „Dortmund wird gewinnen“.

Die Kabarettistin und Regisseurin Gerburg Jahnke ist anderer Meinung. Sie weiß noch nicht, was sie heute Abend macht und ob das überhaupt was mit Fußball zu tun hat. Aber sie tippt: „Leider 2:1 für die Freistaatler.“

Das sieht auch Kollege Uwe Lyko alias „Herbert Knebel“ so. Er schaut im familiären Kreis daheim. „Mein Herz sagt: Bittebitte, lieber Fußballgott, lass die Dortmunder gewinnen. Mein Fachverstand sagt mir leider, die Bayern gewinnen haushoch.“

Jürgen Wegmann, die einstige „Kobra“ in Diensten beider Champions-League-Kontrahenten, will eigentlich lieber über sein „Jahrhunderttor“ für die Bayern aus dem Jahr 1988 reden, lässt sich dann aber zu einer Prognose fürs Finale hinreißen. „Dortmund gewinnt im Elfmeterschießen“, sagt Wegmann, der sich das Spiel „irgendwo auf einer Leinwand“ anschauen möchte.

Der Essener Sterne-Koch Nelson Müller („Die Schote“) drückt während eines Gourmetfestivals in Südtirol dem BVB die Daumen. „Die Dortmunder gewinnen 2:1“, glaubt Müller. „Ich bin eigentlich eher Schalke-Fan, aber hier im Pott müssen wir doch zusammenhalten.“

Reporter-Legende Werner Hansch ist davon überzeugt, dass am Ende die Münchner die Nase vorn haben werden. „Ich habe in 30 Jahren noch keine Bayern-Mannschaft erlebt, die so dominant und überzeugend aufgetreten ist“, sagt die „Stimme des Ruhrgebiets“, betont aber zugleich: „Sollte es anders ausgehen, ist die Saison für München trotz der Meisterschaft und einem möglichen Pokalsieg im Eimer.“

Christian Ehrhoff aus Moers, Kapitän der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft, will sich das Spiel mit „ein paar Freunden“ anschauen und tippt auf einen 2:1-Sieg des BVB.

„Bayern hat 22 gleichwertige Spieler und wird deshalb gewinnen“, legt sich Frank Mill, einer der Weltmeister von 1990, klar fest. „Leider, denn als Ex-Dortmunder gelten meine Sympathien natürlich dem BVB. Mill hat eine Karte fürs Finale und will sich den Knüller live in London anschauen.

Das gilt auch für Jonas Reckermann, der im vergangenen Jahr mit seinem Partner Julius Brink in der englischen Hauptstadt Beach-Volleyball-Olympiasieger wurde. Er bezeichnet sich als „nahezu neutralen“ Beobachter und glaubt an ein „glückliches 1:0“ für Dortmund.

Anders sieht das Stephan Paßlack (u.a. Spieler bei Borussia Mönchengladbach). „Wenn die Bayern normal spielen, hat Dortmund keine Chance“, glaubt der vierfache Nationalspieler. Der Neukirchen-Vluyner stimmt sich mit einem gemeinsamen Grillen mit Freunden auf das „Spiel der Spiele“ ein. Hoffentlich erkältet er sich dabei nicht!