Düsseldorf. Seit Tagen kursieren Gerüchte über Experimente mit der 45-Stunden-Betreuung in Kitas. Jetzt ist die Entscheidung offenbar gefallen.
Plant die NRW-Landesregierung hinter den Kulissen eine Reduzierung der Betreuungszeiten von Kita-Kindern? Es gab in letzter Zeit einige Signale aus der Landesregierung, die so gedeutet werden konnten.
Laut der Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage des SPD-Kita-Experten Dennis Maelzer würden Möglichkeiten für künftige Buchungs- und Betreuungszeiten „geprüft“. Die Reduzierung der Kita-Öffnungszeiten, ins Gespräch gebracht durch eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, sei eine mögliche Maßnahme gegen den Fachkräftemangel, bestätigte NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne). Sie legt sich in ihrer Antwort aber nicht auf diese Lösung fest.
Familienministerium: „Die Reduzierung von Betreuungszeiten betrachten wir nicht als Teil der Lösung“
Am Freitag bestätigte das Ministerium einen Bericht der „Rheinischen Post“, in dem es hieß, am Betreuungsumfang von 45 Wochenstunden werde nicht gerüttelt. Bislang können Eltern zwischen 25, 35 und 45 Stunden Betreuung wählen. Die letzten beiden Kita-Jahre sind beitragsfrei.
Offenbar wurde innerhalb der Landesregierung darüber nachgedacht, die 45-Stunden-Option abzuschaffen und durch die Möglichkeit des kostenpflichtigen Hinzubuchens von Betreuungsstunden zu ersetzen.
Eine simple Reduzierung der Wochenstunden könne keine tragfähige Lösung sein, habe die Familienministerin laut dem Zeitungsbericht klargestellt. Eine Sprecherin von Ministerin Paul bestätigte auf Nachfrage dieser Redaktion: „Die Reduzierung von Betreuungszeiten betrachten wir nicht als Teil der Lösung.“
Zuvor hatten sich Politiker und Eltern sehr kritisch über mögliche Abstriche bei der Betreuung geäußert. „Eine Begrenzung auf eine Kernzeit von 35 Stunden bedeutet weniger Qualität, weniger Vereinbarkeit und höhere Kosten für berufstätige Familien“, warnte zum Beispiel SPD-Familienexperte Dennis Maelzer am Rande einer Demo für die Stärkung der Kitas. Wer längere Betreuungszeiten benötige, müsste die dann kostenpflichtig hinzubuchen und sich gleichzeitig mit einem schlechteren Betreuungsschlüssel abfinden. Viele Familien seien aber auf die Betreuungszeit von 45 Stunden in der Woche angewiesen.
Kürzere Betreuungszeiten in Kitas: „Der größtmögliche Fehler“
FDP-Familienexperte Marcel Hafke warnt eindringlich vor dem Runterfahren von Betreuungszeiten. „Es wäre der größtmögliche Fehler, den die Landesregierung machen kann“, sagte Hafke. Die Kitas benötigten mehr Investitionen und nicht weniger Betreuung. „Eine Reduzierung des frühkindlichen Bildungsangebotes wäre ein Schritt in die absolut falsche Richtung, da sie den Bedürfnissen von Kindern und Familien nicht gerecht wird“, meinte auch Stephan Osterhage-Klingler, Vize-Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in NRW.
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