Washington. Bei seinem Börsenstart legt die Trump-Media-Aktie einen Traumstart hin. Doch Finanzexperten warnen: Die Firmenzahlen seien eindeutig.
Für Donald Trump ist zum zweiten Mal ein Traum in Erfüllung gegangen: Schon vor Jahren war der Unternehmer mit seinem Casino- und Hotelimperium an die Börse gegangen. Nach seiner Firmenpleite wurde die Börsennotierung aber schon nach neun Monaten wieder aufgehoben. Nun will es der Ex-Präsident noch mal wissen. Wie schon damals ging er am Dienstag unter dem Börsenkürzel DJT – für Donald John Trump – an den Start. Und schon am ersten Tag schoss die Aktie teilweise um mehr als 40 Prozent hoch.
Am Ende schloss sie bei 57,99 Dollar. Damit lag der Börsenwert des Unternehmens, das kein Geld verdient, nach einem Handelstag bei 2,15 Milliarden Dollar. Als Hauptaktionär mit 79 Millionen Aktien, das sind 58 Prozent des gesamten Unternehmens, ist Trump damit binnen weniger als 24 Stunden um 1,2 Milliarden Dollar reicher geworden. Doch hat Trump Media, zu dessen Klientel fast ausschließlich Vertreter der Maga-Bewegung („Make America Great Again“) zählen, Chancen, als seriöses Medium ernst genommen zu werden, sich auf Dauer zu halten und jemals Gewinne einzufahren?
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Die hartnäckigen Zweifel unter Experten beruhen zum einen auf Daten: So ist die Zahl der Nutzer von Trumps Social-Media-Plattform Truth Social, dem Kernstück des Unternehmens, kontinuierlich geschrumpft. Heute hat Truth Social noch etwa 600.000 Nutzer. Zum Vergleich: „X“, das frühere Twitter, dem Trump Konkurrenz machen wollte, nachdem er im Gefolge des Aufstands im US-Kapitol von Twitter vorübergehend verbannt worden war, wird täglich von über 250 Millionen Menschen besucht.
Trump: Finanzexperten zweifeln an Zahlen zu Truth Social
Zu der geringen Zahl von Abonnenten gesellen sich die Umsatzzahlen und Verluste, die sich ihrerseits auf das geringe Interesse von Sponsoren und folglich dem Schwund an Werbeeinnahmen zurückführen lassen. „Aktionäre müssten beim Kauf von DJT vorher gewarnt werden: Vorsicht geboten!“, sagt der Börsenexperte Adam Lashinsky, ehemaliger Chefredakteur der Finanzzeitschrift „Fortune“. Wie Lashinsky feststellt, „ist ein Unternehmen, das während der vergangenen neun Monate bei einem Umsatz von 3,4 Millionen Dollar 49 Millionen Dollar Verlust gemacht hat, keine fünf Milliarden Dollar wert“.
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Ein noch schärferes Urteil fällt Jay Ritter, Finanzprofessor an der University of Florida: Der Aktienkurs sei von den Fundamentaldaten des Unternehmens völlig losgelöst, glaubt Ritter. Er und andere Fachleute nennen DJT eine „Meme-Aktie“, also effektiv eine Scherz-Aktie, mit der Anleger böse auf die Nase fallen können. „Das Unternehmen scheint nicht viel wert zu sein“, so Ritter. Nichts deute darauf hin, dass Trumps Medienkonzern „jemals ein großer, profitabler Konzern sein wird, und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Aktie irgendwann auf zwei Dollar fallen wird, vielleicht sogar darunter“, meint der Akademiker.
Experten: Die Akteure hinter Trump Media sind zweifelhaft
Zweifel wecken aber auch die Akteure hinter der Trump Media and Technology Group, angefangen mit dem ehemaligen Präsidenten selbst. „Der Mann ist ein verurteilter Betrüger, der Steuern hinterzogen hat und mehrere Pleiten hinter sich hat“, schimpft der demokratische Wähler Paul J. aus Washington. „Dessen Unternehmen sollen ich und andere Anleger Vertrauen schenken? Das ist lachhaft“, sagt der Rechtsanwalt. Andere weisen darauf hin, dass der ehemalige Kongressabgeordnete Devin Nunes, der ebenfalls Präsident Joe Bidens Wahlsieg leugnet, zum Vorstandschef von Truth Social ernannt wurde.
Kaum besser ist es um die Entstehungsgeschichte des Börsengangs bestellt. Um hierfür den Weg zu bereiten, wurde „Digital World Acquisition Corporation“ (DWAC), eine sogenannte Special Purpose Acquisition Company (SPAC), gegründet. Dabei handelt es sich um eine Briefkastenfirma, deren einziger Zweck darin besteht, anderen Unternehmen beim Gang an die Börse zu helfen. Als Aktionäre die Fusion zwischen DWAC und der Trump Media and Technology Group letzte Woche absegneten, war der Weg frei für Trumps Börsengang und das schnell verdiente Geld.
Kaufen Anhänger des Ex-Präsidenten Aktien, die bald wertlos sind?
Suspekt finden Experten aber auch, dass Patrick Orlando, der ehemalige Chef von DWAC, der früher bei der Deutschen Bank war, zugleich ein chinesisches Unternehmen leitete, das nur in der Steueroase Cayman Islands in der Karibik als Firma registriert ist. Die glühendsten Anhänger des früheren Präsidenten lassen sich aber nicht beirren, weder von den Verlusten noch den fraglichen Hintergründen, und haben am ersten Tag munter gekauft. Lediglich Trump selbst muss noch auf sein Geld warten.
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Aktienverkäufe, beispielsweise um wegen Kreditbetrugs seine Kaution in New York zahlen zu können, müsste zunächst der Vorstand bewilligen. Bis das so weit ist, halten es Finanzexperten für möglich, dass die DJT-Aktie schon wieder abgestürzt sein könnte. Unterdessen verdient Trump sein Geld nun durch den Verkauf von Bibeln. Preis: 59,99 Dollar pro Exemplar der Heiligen Schrift.
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