Berlin. Die Landesverkehrsminister fordern erneut mehr Geld vom Bund – und drohen mit Abbestellungen im Nahverkehr. Das Gejammer kommt zu früh.
Geht das Getöse schon wieder los: Immer im Spätsommer – sobald die Haushaltsverhandlungen im Bund anstehen und damit auch der Etat des Verkehrsministers festgelegt wird, wiederholen Volker Wissings (FDP) Landeskollegen ihr Mantra gebetsmühlenartig: Sie wollen mehr Geld für den Nahverkehr, sonst müssen sie Bahnen und Busse abbestellen, sodass die Verkehrswende zu scheitern drohe. Das war schon in den Jahren vor Einführung des Deutschlandtickets so, doch seitdem sind die Rufe lauter geworden.
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Diesmal geht es insbesondere um die Mehrkosten, die wegen der erschwinglichen, bundesweiten Fahrkarte entstehen. Zum einen, weil die Fahrgäste früher häufig zu viel Geld für ihre Monatstickets zahlen mussten und mit dem Deutschlandticket weniger Geld in die Kassen der Verkehrsunternehmen gelangt. Zum anderen, weil das 49-Euro-Ticket zur digitalen Transformation zwingt und auch das Geld kostet. Obendrauf komme noch die Werbung für das neue Angebot, das ihnen der Bundesminister eingebrockt hat.
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Die Verkehrsminister müssen erst Kassensturz machen, ehe sie mehr fordern
Das Gejammer der Landesminister und Verkehrsunternehmen ist scheinheilig. Als ob sie ohne den Anlass des Deutschlandtickets nicht früher oder später mal auf digitale Buchungssysteme umgestellt hätten. Als ob es kein Erfolg wäre, dass man durch das Ticket etwa eine Million Autopendler zum Umstieg auf den ÖPNV bewegen konnte.
25 Prozent mehr Fahrgäste im Regionalverkehr bejubelte die DB-Regio-Chefin Evelyn Palla im Juni. Bevor also das Wehklagen einsetzt, sollten die Länder erst einmal die tatsächliche finanzielle Auswertung der Verluste abwarten. Diese wird laut Verkehrsverband VDV in der zweiten Septemberhälfte vorliegen. Wer ohne handfeste Belege nach mehr Geld ruft, dessen Rufe nutzen sich irgendwann ab.
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