Essen/Bonn/Düsseldorf. Landesweit existieren in NRW noch 48 Schutzräume, die meisten im Regierungsbezirk Düsseldorf. Im Krisenfall sind die Bunker nicht zu gebrauchen.

In Nordrhein-Westfalen gibt es aktuell keine einsatzbereiten öffentlichen Schutzräume. Das bestätigte die bundesweit zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) auf Anfrage. Zwar existierten landesweit noch 48 Schutzräume mit sogenannter Zivilschutzbindung - das heißt, dass die Eigentümer sie im Krisenfall bereitstellen müssen und der Bund auf sie als Bunker zurückgreifen kann. Auch diese Räume seien aber „in der Tat nicht einsatzbereit“. Hintergrund ist laut BImA die 2007 vom Bund und den Ländern einvernehmlich getroffene Entscheidung, das bisherige Schutzbaukonzept einzustellen und Bunkerräume aus der Zivilschutzbindung zu entlassen.

Experten seien nach dem Ende des Kalten Krieges von einem Schadenszenario ohne Vorwarnzeit ausgegangen, daher hätten Schutzräume der Bevölkerung keine ausreichende Sicherheit bieten können, hieß es zur Erläuterung beim Bundesanstalt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Seit Beginn des Ukrainekrieges hat das Bundesinnenministerium die beiden Bundesanstalten angewiesen zu prüfen, ob und mit welchem Aufwand die Bunker mit Zivilschutzbindung wieder funktionstüchtig gemacht werden könnten.

Bundesweit gibt es noch knapp 600 Schutzräume

Die im März dieses Jahres vorgelegte Bestandsaufnahme habe ergeben, dass eine Reaktivierung möglich sei, so die BImA. Dauer und Kosten hingen dabei vom verlangten Schutzniveau ab. Unterschieden würden vier Schutzniveaus vom Trümmer- und Splitterschutz als geringstem bis hin zum Schutz auch vor atomaren Gefahren. Genauere Angaben seien derzeit noch nicht möglich, da die Auswertung laufe.

Von den potenziellen Schutzräumen in NRW sind 18 im Regierungsbezirk Düsseldorf, 12 im Bezirk Arnsberg und 10 im Regierungsbezirk Köln. Die bundesweit festgestellten knapp 600 Schutzräume in Zivilschutzbindung reichten aber ohnehin bei weitem nicht für einen flächendeckenden Bevölkerungsschutz, sagte die Bunkerexpertin und Leiterin des Dokumentationszentrums im einstigen „Regierungsbunker“ im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr-Ahrweiler, Heike Hollunder.

Stadt Essen hatte einst 1300 Luftschutzanlagen

Beispiel Essen: Die wegen der Rüstungsindustrie im Zweiten Weltkrieg massiv bombardierte Industriemetropole hatte nach Angaben der Stadt einst rund 1300 Luftschutzanlagen. Die meisten Bunker seien inzwischen stillgelegt und verfüllt. Von 19 Hochbunkern befänden sich nur noch zwei in städtischem Eigentum und auch diese seien nicht mehr intakt, erklärte die Stadt.

Der in den 1960er-Jahren gebaute Bunker für die NRW-Landesregierung in Urft in der Eifel ist ebenfalls schon lange Geschichte: Bereits 1993 hatte das Land ihn als Ausweichsitz für Krisenzeiten aufgegeben. Er wurde an einen privaten Geschäftsmann verkauft und 2009 als Dokumentationsstätte neu eröffnet. (dpa)