Düsseldorf. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst hat um Unterstützung für den Kohle-Kompromiss geworben. „Brücken aus russischem Gas“ würden nicht mehr tragen.
In der aufgeheizten Debatte über den geplanten Kohle-Abbau unter Lützerath hat Nordrhein-Westfalens Regierungschef Hendrik Wüst (CDU) um Unterstützung für den Kohle-Kompromiss geworben.
Vor der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland räumte Wüst am Montag in Düsseldorf ein: „Wir verstromen gerade mehr Kohle, als wir ursprünglich gewollt haben, emittieren mehr CO2, als wir gewollt haben.“ Die in früheren Jahren gebaute „Brücke aus russischem Gas“, die in die Energiewende führen sollte, habe in der Realität nicht getragen. „Deswegen ist das gerade so unglaublich schwer.“ Niemand habe es sich leicht gemacht - weder bei dem Teil, jetzt mehr zu emittieren noch bei dem um acht Jahre auf 2030 vorgezogenen Ausstieg aus der Braunkohleverstromung. „Das ist eine enorme Anstrengung“, sagte der Ministerpräsident. „Wir sehen jetzt doch alle, wie schwer uns das fällt, zu reduzieren, einzusparen, zu verzichten.“
Wüst appelliert: „Die größte Herausforderung ist der Erhalt und Schutz des Klimas“
Aktuell liefen noch fünf Kohlekraftwerke in NRW: zwei mit Braunkohle, drei mit Steinkohle. Er wolle jetzt schon um Unterstützung bitten, wenn in den Regionen wieder die Debatten losgingen um Windräder und Solarpanele auf landwirtschaftlichen Flächen, appellierte er an die Mitglieder der Evangelischen Kirche. „Die größte Herausforderung unserer Generation von Entscheidern ist und bleibt der Erhalt der Schöpfung und der Schutz des Klimas“, sagte Wüst. 49 Tote beim Jahrhundert-Hochwasser im Sommer 2021 allein in NRW hätten gezeigt: „Das ist überhaupt nicht abstrakt.“ Die Hälfte der Kreise und kreisfreien Städte in NRW sei mindestens mit hohen Sachschäden von der Katastrophe betroffen gewesen.
Ministerpräsident dankt der Evangelischen Kirche im Rheinland
Wüst dankte der Evangelischen Kirche im Rheinland für die geleistete Hilfe. Der Staat habe seine Strukturen an einigen Stellen zu weit zurückgefahren, etwa beim Zivilschutz und bei der Bundeswehr, sagte der CDU-Politiker. „Niemand käme auf die Idee, die Feuerwehr abzuschaffen, wenn es ein paar Jahre nicht gebrannt hat.“ Nun müssten geschwächte Strukturen wieder gestärkt werden. Seine schwarz-grüne Landesregierung arbeite daran.
Das Gebiet der rheinischen Kirche mit mehr als 2,2 Millionen Mitgliedern erstreckt sich über Teile der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen. 199 Kirchenparlamentarier tagen seit Montag bis zum Freitag in Düsseldorf. Themen sind Bildung, die sozialen Folgen der Energiekrise, Klimaschutz und friedensethische Fragen. (dpa)