Düsseldorf. Nach NRW-Innenminister Reul lehnt auch Gesundheitsminister Laumann die Legalisierung von Cannabis ab. Ärzte-Vertreter pflichtet dem bei.
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul hält nichts von den Plänen der Ampel-Koalition zur Freigabe von Cannabis. „Die Grundstimmung in der Bevölkerung wird ja sein: ‚Ist legalisert, ist nicht schlimm‘“, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag (10.11.) den NRW-Lokalradios. „Das halte ich für einen Fehler.“
Reuls Partei- und Kabinetts-Kollege NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann sieht die geplante „Gras“-Legalisierung zu Genusszwecken ebenfalls kritisch: „Es gibt mehr medizinische Gründe, Cannabis nicht zu legalisieren, als zu legalisieren“, sagte Laumann der „Rheinischen Post“ vom Freitag. Wenn das Gesetz vom Bundestag verabschiedet sei, werde man sich darüber unterhalten, wie NRW sich dazu im Bundesrat verhalte.
Laumann: Cannabis-Freigabe ab 18 Jahre ist zu früh
Der Gesundheitsminister kritisierte insbesondere, dass der Bund den Konsum der Droge bereits ab 18 Jahren freigeben will. Die Fachmeinung sage, dass man aufgrund der Gehirnentwicklung mindestens bis zum Alter von 25 Jahren auf Cannabis verzichten solle, erklärte Laumann.
Innenminister Reul nenne auch medizinische Gründe, aber nicht nur: „Egal, wo Sie hingucken, alle sagen: ‚Das ist unverantwortlich, weil das gesundheitsschädigend ist‘“, sagte der Minister mit Verweis auf die Äußerungen von Medizinern. „Jeder weiß, dass Jugendliche besondere Probleme damit haben.“ Etwa die Bundesärztekammer oder der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte lehnen die Legalisierungs-Pläne ab. „Ich habe noch nie verstanden, wie Drogenkonsum zu mehr Gesundheits- und Jugendschutz führen soll“, sagte Reul. „Das ist doch irgendwie absurd, was da veranstaltet wird. Also ich habe da null Verständnis für.“
Reul: Den Schwarzmarkt auszutrocknen „funktioniert nicht“
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erhofft sich von einer kontrollierten Abgabe besseren Jugendschutz, außerdem soll so der Schwarzmarkt ausgetrocknet werden. Zu dem Punkt sagte Reul: „Klingt logisch, aber in der Wirklichkeit funktioniert es nicht.“ Es werde nicht weniger, sondern mehr kriminelle Machenschaften geben, sagte der Innenminister mit Verweis auf die Niederlande, wo eine Enttabuisierung des Drogenkonsums zu mehr Kriminalität auf den Straßen geführt habe.
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Die Niederlande seien „heute das Paradies des Drogenhandels und der organisierten Kriminalität“, dort tobe der Schwarzmarkt, bis hin zu „Mord und Totschlag“. Für die Polizei spare eine Legalisierung auf den ersten Blick Zeit und Arbeit, „weil man nicht mehr jedem kleinen Dealer hinterherlaufen muss“, sagte er. Der handle dann aber eben mit einer anderen Grammzahl.
NRW-Grüne für Legalisierungspläne
Auch der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Frank Bergmann, äußerte sich zur geplanten Freigabe skeptisch. Er wisse auch aus seiner forensischen Tätigkeit, dass für viele Cannabis eine Einstiegsdroge sei.
Die Grünen in NRW, die zusammen mit der CDU regieren, begrüßten hingegen die Legalisierungspläne. Die Kriminalisierung der Konsumentinnen und Konsumenten schade mehr, als sie nütze, denn der Schwarzmarkt verstärke Gesundheitsrisiken, sagte die Sprecherin für Rechtspolitik der Grünen-Landtagsfraktion, Dagmar Hanses, der Zeitung. „Wir setzen - wie im Koalitionsvertrag vereinbart - ein mögliches Gesetz bei Inkrafttreten in Nordrhein-Westfalen um“, erklärte sie.
(dpa/epd)