Wuppertal. Fast 230.000 Berufstätige in NRW brauchen trotz Jobs Geld aus der Grundsicherung. Laut Statistik ist die Zahl dieser „Aufstocker“ gestiegen.
22 Prozent der Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung sind laut dem Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW sogenannte Aufstocker. Damit waren in NRW 228.747 Menschen im April 2022 trotz anderen Einkünften auf Grundsicherung angewiesen, wie der am Donnerstag in Wuppertal veröffentlichte Bericht ergibt. Insgesamt habe es in dem Monat rund eine Million erwerbsfähige Leistungsbezieher gegeben.
Im Jahr 2021 sei der mit 19,9 Prozent (116.434 Menschen) der größte Teil der Aufstocker trotz Erwerbsarbeit auf die Sozialleistung angewiesen gewesen, hieß es. 10,7 Prozent dieser Empfänger hätten sogar einen sozialversicherungspflichtigen Job ausgeübt. 7,6 seien ausschließlich geringfügig beschäftigt und 1,6 Prozent selbstständig gewesen. Insgesamt hätten in dem Jahr rund 1,09 Millionen Menschen Grundsicherung empfangen.
Bei fast einem Zehntel der Beschäftigten reichen Lohn oder Gehalt nicht zum Leben
Christian Woltering, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW, bezeichnete es als „skandalös“, dass so viele erwerbstätige Menschen aufstockende Leistungen beim Jobcenter beantragen müssten. Der Anteil derer, die zusätzlich zu ihrem sozialversicherungspflichtigen Lohnentgelt noch Hartz IV beantragen müssten, habe 2007 in NRW bei etwa acht Prozent gelegen und 2021 bei fast elf Prozent. Der Anteil war in NRW bis 2014 auf mehr als 20 Prozent angestiegen und danach wieder etwas gesunken.
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Der Niedriglohnsektor sorge dafür, dass das Einkommen vieler Menschen nicht zur Versorgung der Familie ausreiche, hieß es weiter. Laut Report verdienten Ende 2021 in NRW 9,6 Prozent der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten lediglich 2000 Euro brutto pro Monat oder weniger, besonders unter Frauen und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit sei die Geringverdiener-Quote hoch.
Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW und dem Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Darin werden quartalsweise die Entwicklungen am Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen beleuchtet. (epd)
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