Düsseldorf. Wegen zu hohen Krankenstands schränkt die Deutsche Bahn ihr Zugangebot in NRW ein. Ein Notfahrplan soll aber Reisenden Verlässlichkeit bieten.

Nach dem zeitweisen Total-Ausfall mehrerer S-Bahnlinien an Rhein und Ruhr wegen zu hohen Krankenstands bei Lokführern und in den Leitstellen hat die Deutsche Bahn (DB) einen Notfahrplan für S-Bahnlinien und Regionalzüge in NRW präsentiert. Bis 18. September soll dieser „eingeschränkte Sommerfahrplan“ vorläufig gelten, teilte die DB am Freitag mit.

„Die Personallage ist nach wie vor angespannt“, berichtete die Deutsche Bahn am Freitag: „Wie überall in Deutschland ist auch die DB wieder von steigenden Corona-Fällen betroffen, was sich regional auswirken kann. Zusätzlich bindet das sehr hohe Baugeschehen Kapazitäten in den Leitstellen und bei den Triebfahrzeugführern und -innen“, erklärte die Bahn.

VRR fordert von DB „verlässliches Zugangebot“

Laut DB sollen „rund 95 Prozent des regulären Zugangebots“ in NRW gewährleistet werden. So hat es die DB-Tochter DB Regio NRW mit den zuständigen Aufgabenträgern Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), Nahverkehr Rheinland (NVR) und Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) in dieser Woche in mehreren Gesprächen vereinbart.

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Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr hat unterdessen am Freitag der DB erneut Druck gemacht, ein „verlässliches Zugangebot“ zu bieten - und Fahrgäste bei Störungen rechtzeitig zu informieren. Bei den kurzfristigen S-Bahn-Ausfällen in der vergangenen Woche waren die Infos zu den Ausfällen zum Teil nur Stunden vorher von der DB mitgeteilt worden.

Dies sei in Fehler gewesen, den die Bahn auf Anfrage Mitte dieser Wochen eingestand. Eine Sprecherin führte ihn auch darauf zurück, dass die Mitarbeiter in den Leistellen, wo der Krankenstand zeitweise bei 35 Prozent gelegen habe, lange versucht hätten, den S-Bahn-Betrieb irgendmöglich aufrecht zu halten. Letztlich aber wäre es laut der Sprecherin wohl besser gewesen, frühzeitig zu erkennen, dass die Lage nicht mehr zu beherrschen war. Ein derartiger Missstand in den Leitstellen werde sich nicht mehr wiederholfen, bekräftige die Sprecherin.

Nun soll ein Notfahrplan Bahn-Nutzern Verlässlichkeit geben - bei eingeschränktem Angebot:

Auf diesen Linien gilt der Notfahrplan

  • Auf der Linie RB 32 (Duisburg – Oberhausen – Gelsenkirchen – Herne Dortmund) verkehren montags bis freitags pro Tag acht Züge in jede Richtung. Sie werden im Auftrag von DB Regio von der Centralbahn gefahren. Am Wochenende fallen die Züge aus. Fahrgästen sollen die zum Teil parallel fahrenden S2 nutzen. „Zudem verkehren Busse insbesondere in Tagesrandlagen und am Wochenende“, teilt die DB mit.
  • An den Wochenenden entfallen die Züge der Linie RB 40 zwischen Essen über Witten nach Hagen ab diesem Samstag, 30. Juli. Auf dem Streckenabschnitt können Reisende u.a. auf die Linie RE 16 ausweichen. Zwischen Essen und Bochum sowie Witten und Hagen verkehren zahlreiche weitere Nahverkehrslinien.
  • Für die weiter entfallende Linie RE 49 von Wesel über Oberhausen nach Wuppertal stehen weiter die Linien RE 5 und RE 19 bzw. die S 3 und die S 9 alternativ zur Verfügung.
  • Die Linie S 6 verkehrt zwischen Düsseldorf HBF und Langenfeld regulär, von Langenfeld bis Köln-Mülheim verkehren weiter Ersatzbusse und ab Köln-Mülheim bis Köln-Worringen steht die Linie S 11 zur Verfügung. Im Raum Köln fällt die Linie S 6 bis zum 18. September aus.
  • Auf der RE 16/RB 91 entfällt weiter der Zubringer zwischen Letmathe und Iserlohn. DB Regio hat einen Busverkehr auf dem Streckenabschnitt eingerichtet.
  • Auf der RB 46 von Gelsenkirchen über Wanne-Eickel nach Bochum fährt DB Regio NRW montags bis freitags weiter im Stundentakt. An Wochenenden wird ein Schienenersatzverkehr angeboten.
  • Auf der Linie RE 42 zwischen Münster und Essen entfällt der Zwischentakt. Fahrgäste können auf die parallel verlaufenden RE 2 ausweichen, die bei ausgewählten Verbindungen morgens und abends auch Unterwegshalte der RE42 zwischen Münster und Essen anfährt.
  • Ab dem 15. August entfällt die Line RE 8. Es verkehren die beiden Fahrten Montags bis Freitags um 6:01 Uhr ab Kaldenkirchen nach Köln Messe-Deutz und von Köln Messe-Deutz nach Kaldenkirchen um 16:26 Uhr. Auf dem gesamten Streckenverlauf verkehren parallel verlaufende Linien, u.a. die Linie RB 27.

Deutsche Bahn soll Konzept für Umgang mit künftigen Notlagen vorlegen

„Eine Situation wie die Einstellung ganzer Linien, wie am letzten Wochenende, ist unter allen Umständen zu vermeiden“, erklärte der VRR. Man habe die DB aufgefordert, bis 5. August „schriftlich darzulegen, wie zukünftige Notlagen wegen Personalengpässen vermieden und in Krisensituationen eine bessere Kommunikation sichergestellt werden kann.“

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Teuer wird der Ausfall für die DB zudem, erklärte der VRR: Gemäß den Verkehrsverträgen würden die nicht erbrachten Zugleistungen auch „nicht bezahlt“.

Bahn bittet Kunden um Entschuldigung

Die Deutsche Bahn bat am Freitag Kunden „ausdrücklich um Entschuldigung“ für die bisherigen Zugausfälle wegen Personalengpässen. Das Unternehmen wolle in diesem Jahr 24.000 neue Mitarbeiter einstellen, das seien 15 Prozent mehr als geplant. Auch werde „weit über Bedarf“ ausgebildet; bei der DB Region NRW zählen man aktuell 153 Auszubildende. Für die neben Triebfahrzeugführern dringend benötigten Disponenten in den Leitstellen, die den Verkehr überwachen und bei Störungen umorganisieren, starte im September ein neuer Ausbildungsgang, berichtete die Bahn.

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Bahn-Nutzer müssen sich unterdessen weiterhin auf Störungen einstellen, warnt die DB. Reisende sollten die üblichen Informationsquellen zum aktuellen Verkehrsgeschehen auf den Schienen im Blick behalten, also unter anderem das Portal zuginfo.nrw, www.bahn.de (externe Links) und die Smartphone-App „DB Navigator“.