Russland liefert kein Gas mehr durch die Ostseepipeline Nordstream 1. Was passiert, wenn die Lieferungen nicht fortgesetzt werden?

Die Ungewissheit ist groß. Müssen wir im Winter in kälteren Wohnungen sitzen? Müssen einige Industrien bald ihre Produktion einstellen? Vieles hängt davon ab, ob Russland im Zuge des Ukraine-Kriegs nach der Wartung der Ostseepipeline Nord Stream 1 wieder Gas schickt oder nicht. Denn sie bleibt in diesem Jahr eine wichtige Versorgungsader für Deutschland.

Kommt es zum Lieferstopp, ist nicht auszuschließen, dass die Bundesregierung schon bald die Notfallstufe für Gas ausrufen muss – und manchem Unternehmen die Gaslieferung gedrosselt wird. Denn schließlich geht es darum, schon jetzt so viel Gas wie möglich zu sparen und für den Winter zu bunkern.

Es wäre ein bitterer Offenbarungseid. Kriegsherr Wladimir Putin freut sich bereits jetzt hämisch über seine Macht über Westeuropa, das er über Jahrzehnte durch günstige Energielieferungen in seine Abhängigkeit gebracht hat. Der russische Staatschef kann somit über das Wohlergehen der Europäer und den Erfolg ihrer Wirtschaft mitentscheiden.

Ukraine-Krieg: Wenn Gas und Öl zu Waffen werden

Beate Kranz ist Wirtschaftsredakteurin der Funke Medien Gruppe
Beate Kranz ist Wirtschaftsredakteurin der Funke Medien Gruppe © Reto Klar | Reto Klar

Mit dem Ukraine-Krieg ist jedem klar geworden, dass Energie und Rohstoffe als geopolitische Waffen eingesetzt werden können. Wenn wir unsere Freiheit bewahren wollen, müssen wir uns durch diversifizierte Lieferbeziehungen von einseitigen Abhängigkeiten befreien.

Am besten gelingt dies zudem über den Ausbau von erneuerbaren Energien hierzulande. Doch das geht nicht von heute auf morgen. Wie heftig uns der Notstand erwischt, liegt auch in der Hand jedes einzelnen. Jeder Kubikmeter Gas, den wir heute durch kürzeres Duschen weniger nutzen, füllt die Gasspeicher.

Jede ausgeschaltete Klimaanlage spart Strom. Wir alle können somit durch Energiesparen für den Winter vorsorgen und dabei zudem unseren Geldbeutel schonen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.