Essen. Krankenhäuser in NRW haben mit dem Personalnotstand zu kämpfen. Manche Intensivstationen sind überlastet. Wie Experten die Lage einschätzen.
Die aktuell steigenden Corona-Fallzahlen machen auch Krankenhäusern zu schaffen. Belastet sind vor allem Intensivstationen: Bundesweit arbeiten mehr als die Hälfte im eingeschränkten Betrieb. Manche melden sich von der Rettungsstelle ab.
Das geht aus einer Einschätzung der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hervor. „Das ist schon sehr viel“, sagt Pressesprecherin Nina Meckel. Die Notfallversorgung sei sichergestellt – aber die Angst vor steigendem Personalnotstand groß.
Über zwei Drittel der Krankenhäuser in NRW arbeiten nicht im regulären Betrieb
Auch interessant
In NRW vermelden etwa 300 Krankenhäuser die Betriebssituation auf ihren Intensivstationen. Aktuell arbeitet hier mehr als ein Drittel im eingeschränkten Betrieb. Knapp ein weiteres Drittel ist teilweise eingeschränkt. Bedeutet konkret: „Die einen sagen: ‘Schickt uns bloß keine Patienten’ und die anderen müssen Operationen verschieben“, erklärt Meckel.
Das bestätigt der Leiter der Krankenhausgesellschaft in NRW. „Es kommt zum Teil zu örtlichen Überlastungen. Aber es gibt keine komplette Überlastung“, so Hilmar Riemenschneider. „Regional ist es unterschiedlich, ob sich Kliniken zwischenzeitlich von der Rettungsstelle abmelden.“ Die Lage sei aber bisher noch gut zu kompensieren.
Für die Engpässe gibt es mehrere Gründe: Neben dem allgemeinen Personalmangel fallen viele Mitarbeiter durch eine Corona-Infektion aus. Dazu kommen saisonale Erkrankungen, die Urlaubszeit und der seit Mai andauernde Streik von Unikliniken.
Kliniken in der Rhein-Ruhr-Region sehen Lage „angespannt, aber beherrschbar“
Auch interessant
Mehrere Kliniken im Ruhrgebiet bestätigen die personelle Lage. Jürgen Frech, Sprecher des Klinikverbundes „Katholisches Klinikum Bochum“, sagt, man habe mit personalbedingten Ausfällen zu kämpfen. „Dennoch läuft unser Betrieb in weiten Teilen normal. Wir haben sogar in mehreren Fällen Intensivpatienten von anderen Krankenhäusern übernommen, die dort nicht mehr versorgt werden konnten.“ Die Lage sei „angespannt, aber beherrschbar.“
Der Essener Klinikbetreiber Contilia weist darauf hin, dass es in der Notaufnahme zu längeren Wartezeiten kommen kann. Man arbeite aber im regulären Betrieb.
Auch in anderen Branchen ist die personelle Lage prekär
Auch in anderen Branchen sorgen die steigenden Corona-Fallzahlen offenbar für einen erhöhten Krankenstand. Wie der WDR berichtete, melden zum Beispiel mehrere Verkehrsbetriebe steigende Personalausfälle.
Zuletzt hatte Ende 2021 der Expertenrat der Bundesregierung gewarnt, dass ganze Teile der kritischen Infrastruktur infolge der hochansteckenden Omikron-Virusvarianten ausfallen könnten.