Berlin. Wenn Russland den nahenden Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens als Bedrohung ansieht, verdreht das die Fakten, meint unser Autor.
Der bevorstehende Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens ist eine herbe Niederlage für den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er hatte noch im Januar die westliche Allianz mit der Forderung erpressen wollen, sie solle ihre Truppen aus Osteuropa zurückziehen und auf jede Erweiterung des Bündnisgebietes verzichten.
Mit dem Überfall auf die Ukraine hat Putin das genaue Gegenteil erreicht: Erst hat die Nato ihre Präsenz an der Ostgrenze massiv erhöht, jetzt dehnt sie sich im Nordosten Europas erheblich aus. Sie wird schlagkräftiger und rückt in Finnland auf zusätzlich 1300 Kilometer direkt an die Grenze Russlands heran. Schlimmer konnte sich Putin kaum verrechnen.
Dass Moskau von einer neuen Bedrohung spricht, war zu erwarten. Aber das verdreht die Fakten: Es sind Finnland und Schweden, die sich von Russland immer stärker bedroht fühlen. Bis vor wenigen Monaten war die Mehrheit ihrer Bürger für Bündnisfreiheit und im finnischen Fall für enge Beziehungen zu Russland.
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Es ist Putins Werk, dass sich diese Einstellung über Nacht umgekehrt hat. Russlands Angriffskrieg und allerlei Provokationen im Ostseeraum haben dem Sicherheitskalkül beider Länder den Boden entzogen: Wenn Putin grundlos Nachbarn angreift, wären sie ohne den Schutz der Nato womöglich die nächsten Opfer.
Die Nato-Erweiterung zeigt die Erschütterung der europäischen Sicherheitsordnung
Anders als im Fall der Ukraine lässt sich den fest im Westen verankerten EU-Mitgliedern der Beitritt kaum verwehren. Die Allianz verzichtet aber zu Recht auf jedes Zeichen von Triumph. Die Lage ist brenzlig genug, zumal rund um die Erweiterung neue Störmanöver Russlands zu befürchten sind. Der Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands zeigt vor allem den Ernst der Lage: Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat die Sicherheitsordnung Europas tief erschüttert.
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