Berlin . Alice Schwarzer erfährt viel Zustimmung für den offenen Brief gegen Waffenlieferungen: von Oskar Lafontaine bis zu Hans-Georg Maaßen.
250.000 Menschen haben den offenen Brief von Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer und anderen an Kanzler Olaf Scholz (SPD) unterschrieben. Viele Deutsche teilen die Skepsis gegenüber der Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine. Sie rufen nach Verhandlungen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin.
Schwarzer ist nahe bei sich. Es gebe wenig in ihrem Leben, was so viel Sinn gemacht habe. Den offenen Brief hat sie mehrfach verteidigt. Dabei kommen verblüffende Allianzen zusammen – mithin zur eigenen Überraschung.
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Alice im Wunderland? Lafontaine und Maaßen teilen die Kritik
So twitterte der frühere Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen: "Ich hätte nicht gedacht, dass ich Oskar Lafontaine Recht geben muss." Lafontaine trat zuletzt aus der Linkspartei aus, Maaßen wird in der CDU wie eine rechte Randfigur behandelt.
Wie Schwarzer und andere Intellektuelle teilen Lafontaine und Maaßen die Sorge, dass Deutschland in den Ukraine-Krieg hineingezogen wird und die Vermittlung zu kurz kommt: Ein Verhandlungsfrieden werde immer dringlicher. Wörtlich schreibt Maaßen, "wir können kein Interesse haben, schleichend als ukrainischer Kriegsverbündeter im Krieg mit Russland hineingezogen zu werden."
Schwarzers Werk, Lafontaines Anti-Amerikanismus
Der frühere SPD-Chef Lafontaine sieht Scholz "im Würgegriff der Hasardeure von Washington". Nach dieser Lesart ist nicht Putin der Hasardeur. Sondern? Selbstredend die USA.
Das sieht Maaßen auch so, genau so. Auf seinen Tweet habe er viel Zustimmung erhalten, aber auch Kritik aus den eigenen Reihen der CDU und von Journalisten, "die nicht verstanden, dass ein Konservativer und ein Linker einmal einer Ansicht sein können", erzählt er. Es gibt offenbar einen Punkt, wo sich der Kreis schließt, ganz rechts und ganz links.
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In der "Weltwoche" schrieb der langjährige Geheimdienstchef, der vergeblich für den Bundestag kandidiert hatte, "der Ukraine-Krieg ist nicht unsere Krieg". So wird es wohl auch die Feministin Schwarzer sehen.
Allen gemein ist das Unbehagen über den ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk und über das relativ einhellige Medienbild. Mit dem Brief sei der "Pfropfen aus der Flasche gehauen", so Schwarzer, "denn über so wichtige Lebensfragen muss man reden." Die Kritiker befürchten einen Weltkrieg, einen Atomkrieg. Uneingeschränkte Solidarität mit dem Opfer, mit der Ukraine? Njet.
Speziell ist Lafontaines Stoßrichtung: Im Ukraine-Krieg gehe es in Wirklichkeit um eine "Auseinandersetzung" zwischen den USA und Russland". Diesen antiamerikanischen Zungenschlag findet man im offenen Brief nicht.
Den Beifall von Maaßen hat Lafontaine. Beide haben den offenen Brief offenbar nicht unterschrieben. Aber sie teilen die Ohne-Uns-Haltung.
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