Washington. . Ivanka Trump zeigt sich wieder öffentlich und will ihr Image verbessern. Gleichzeitig werden schwere Vorwürfe gegen die Trumps erhoben.
Zu ihren besten Zeiten hegten Jared Kushner und Ivanka Trump den Traum, ihren Vater/Schwiegervater irgendwann politisch beerben zu können. In diesem kühnen Traum war Ivanka, Lieblingstochter des New Yorker Milliardärs aus erster Ehe, die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten. Die krachende Niederlage Donald Trumps gegen Joe Biden bei der Wahl 2020 und - mehr noch - die blutige Erstürmung des Kapitols in Washington am 6. Januar 2021 durch umstürzlerisch gestimmte Trump-Anhänger durchkreuzten das Planspiel einer Kennedy-ähnlichen Dynastie.
Die 40-jährige Mutter von Arabella, Joseph und Theodore, die zu präsidialen Zeiten die vielleicht wichtigste informelle Einflüsterin ihres Vaters war, verzog sich alsbald aus dem Washingtoner Nobel-Viertel Kalorama und zog mit der Familie nach Surfside bei Miami. Auf der vorgelagerten Mini-Insel Indian Creek, 86 Einwohner, im Volksmund „Milliardärsbunker” genannt, entsteht gerade direkt am Wasser ihr neues Domizil.
Ivanka Trump will ihr Image verbessern
Aus diesem und aus ihren zuvor rege bespielten Internet-Kanälen von Twitter bis Instagram drang monatelang so gut wie nichts nach draußen. Ausnahme: Die ehemalige „first daughter” ist sich ihrer vom Vater geerbten politischen Toxizität offenbar sehr bewusst. Und ließ darum wissen, dass sie dem republikanischen Senator Marco Rubio in Florida nun doch nicht das Amt streitig machen werde, um in Washington wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen.
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Alles Geschichte. Heute läuft die Aktion Image-Rehabilitation. Ivanka Trump ist wieder da. In sozialen Medien inszenierte sich die blonde Geschäftsfrau seit wenigen Tagen üppig als humanitäre Wohltäterin. Mit der christlich grundierten Hilfs-Organisation „Mercy Chefs” half sie etwa Tornado-Opfern in New Orleans mit Lebensmitteln und stand für den Fotografen mit Kochschürze am Ofen.
Noch breiter streute Ivanka Trump, dass sie für die Lieferung von einer Million Essen für die Ukraine gesorgt habe, etwa Gulasch und Haferflocken. Auch dass kurzfristig Medikamente und Krankenhaus-Material für die Opfer des russischen Angriffskrieges mittels fünf Transport-Fliegern in Polen landen konnten, geht nach Angaben ihres Umfelds auf das Engagement einer Frau zurück, die sich durch ihre aus der ehemaligen Tschechoslowakei stammende Mutter Ivana der Situation in Ost-Europa besonders verbunden fühle.
Soziales Engagement soll von Sturm auf Kapitol ablenken
„Mit diesen Speisen hoffe ich einen kleinen Beitrag des Wohlbefindens und der Ernährung leisten zu können für Ukrainer, die so sehr leiden”, schrieb Ivanka Trump und unterdrückte in einem Kurzvideo mit ungeschminktem Gesicht nur mühsam die Tränen. Dass Ivanka Trump ihr soziales Engagement plötzlich so demonstrativ herausstellt, kommt nach Ansicht von Beobachtern in US-Medien nicht ganz von ungefähr. Denn es gibt eine Parallel-Veranstaltung, die die geschäftstüchtige Selbstvermarkterin in ein eher ungünstiges Licht rückt.
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Es geht um den 6. Januar vergangenen Jahres. In der seit dem Bürgerkrieg 1860 schwärzesten Stunde der amerikanischen Demokratie versuchten Hunderte von Donald Trump angestachelte Wutbürger die Beglaubigung des Wahlsieges von Joe Biden im Kongress gewaltsam zu stören. Erst nach über 180 Minuten ließ sich Trump zu einer lauwarmen Video-Ansprache überreden, um die Aufrührer zur Besinnung aufzurufen. Bis dahin sah der Rechtspopulist dem gewalttätigen Treiben aus dem Speisesaal neben dem Oval Office am Fernseher zu. So nah wie ganz wenige über Stunden bei ihm: Tochter Ivanka.
Weil durch den ehemaligen Sicherheitsberater von Vizepräsident Mike Pence augenzeugenaktenkundig verbrieft ist, dass Ivanka Trump ihren Vater in den historischen Stunden mindestens zwei Mal vehement bedrängt hat, sich im Fernsehen gegen die Attacke zu stellen und die Gewalt seiner Anhänger zu verurteilen, wollte der Parlamentarische Untersuchungsausschuss im Kongress die Präsidenten-Tochter dazu unbedingt in nicht-öffentlicher Sitzung persönlich einvernehmen. Um aus erster Hand zu hören, in welchem mentalen Zustand sich der Präsident befand, als Amerikas Demokratie fast vor die Wand gefahren wäre.
Ivanka Trump inszeniert sich als Stimme der Vernunft und Mäßigung
Nach langem Vorgeplänkel ließ sich Ivanka Trump in dieser Woche auf eine virtuelle Vernehmung per Video-Schalte ein. Sie stand den Abgeordneten acht Stunden lang Rede und Antwort. Bennie Thompson, der Vorsitzende des U-Ausschusses, ein gewiefter Demokrat aus Mississippi, sagte danach nur so viel: Frau Trump sei „nicht gerade geschwätzig” gewesen, habe aber „Fragen beantwortet”. Ehemann Jared Kushner hatte vorher ähnliches getan - in fünf Stunden.
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Bemerkenswert jedoch: Dass die Präsidenten-Tochter freiwillig an der Verhör-ähnlichen Sitzung teilnahm und nicht erst nach einer strafrechtlich bewährten Vorladung (subpoena), dass sie sich zudem nicht wie andere (etwa Trump Ex-Büchsenspanner Steve Bannon) hinter Geheimhaltungs-Privilegien versteckte, lässt Washingtoner Insider darauf schließen, dass Ivanka Trump strafrechtlicher Verfolgung „unbedingt aus dem Weg gehen will”. Ihr Ziel sei es gewesen, sich selbst als Stimme der Vernunft und Mäßigung zu inszenieren, die das gewaltsame Treiben am 6. Januar verurteilt, ohne dabei ihren Vater in die Nähe einer Straftat zu rücken.
Kein leichtes Unterfangen. Denn just hat Bundesrichter David Carter befunden, dass Trump „ziemlich wahrscheinlich” auf betrügerische Weise den Versuch unternommen hat, die parlamentarische Beglaubigung des Wahlsieges von Joe Biden am 6. Januar 2021 im Kongress zu hintertreiben. Carter gab damit einem Antrag des Untersuchungsausschusses statt, der Einsicht in interne E-Mails zwischen Trump und einem seiner Anwälte, John Eastman, verlangte hatte.
„Trump Organization” werden betrügerische Geschäftspraktiken vorgeworfen
Eastman war wichtigster Stichwortgeber jener im Trump-Lager, die es für legal hielten, wenn Vizepräsident Mike Pence an jenem Januar-Tag Stimmen von Wahlleuten aus Bundesstaaten wie Pennsylvania oder Wisconsin einfach ignoriert. Dort vermutete Trump massiven Wahlbetrug, obwohl sämtliche Gerichte ihm vorher widersprochen hatte. Pence lehnte das mit Verweis auf die Verfassung ab. Donald Trump sprach seinem Vize am Telefon im Beisein von Tochter Ivanka den nötigen Mumm ab, „um das Richtige zu tun”.
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Dass Ivanka Trump bei der Anhörung ihren Vater nicht ans Messer geliefert haben dürfte, liegt auch an einem zweiten juristischen Strang. Wegen des Verdachts massiver betrügerischer Geschäftspraktiken der „Trump Organization” sollen Ivanka und Donald Jr., der älteste Sohn des Präsidenten, unter Eid vor der New Yorker Staatsanwaltschaft aussagen. Sie hatten bzw. haben Führungsfunktionen im Unternehmen ihres Vaters.
Falsche Angaben gegenüber der Steuerbehörde IRS
Letitia James, die Chefanklägerin des Bundesstaates, wirft dem Firmen-Imperium kurz gesagt vor, sich gegenüber der Steuerbehörde IRS über Jahre arm, gegenüber Banken zwecks Darlehensgewährung über Jahre reich gerechnet zu haben.
„Wir haben im Rahmen unserer Ermittlungen erhebliche Beweise aufgedeckt, die darauf hindeuten, dass Donald Trump und die Trump Organization mehrere Vermögenswerte falsch und in betrügerischer Absicht bewertet und diese Werte gegenüber Finanzinstituten zum wirtschaftlichen Vorteil falsch dargestellt haben", erklärte James wörtlich. Ivanka Trump soll eine der finanziellen Nutznießerinnen dieses Modells gewesen sein.
Ein Richter in New York hatte zuletzt entschieden, dass die Trump-Kinder bis Ende April aussagen müssen. Deren Anwälte sind in Berufung gegangen. Ivanka Trump, heißt es aus Justizquellen, will partout nicht in die Lage geraten, im Zweifelsfall gegen ihren Vater, den Alleinherrscher der „Trump Organisation” aussagen zu müssen.